Willkommen auf meinem Star Trek-Blog! Seit ungefähr Anfang der 90er bin ich ein großer Star Trek-Fan, und irgendwann fing ich auch mal an, die Romane zu lesen. Dies soll ein Versuch sein, alle von mir geschriebenen Star Trek-Roman-Rezensionen einigermaßen kompakt zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere bei meinen Bewertungen einen Tipp abholen kann. Wie man sehen kann, habe ich unter jede Rezension auch einzelne Aspekte wie Humor oder Spannung extra bewertet. Auch fehlte mir bei anderen Rezensionen immer der Hinweis, ob ein Star Trek-Roman auch für Nicht-Trekkies oder Neulinge geeignet ist oder nicht, deshalb gehe ich auch auf diesen Punkt ein.

Ich habe versucht, nicht allzuviel zu spoilern, aber absolute Spoiler-Allergiker möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich in fast jeder Rezi auch ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehe. Ich finde es immer witzlos, wenn man rein gar nichts über das Thema eines Buches erfährt.

Ein Wort noch zu den verwendeten Fotos: Ich hätte die Cover auch einscannen können, fand aber die Idee mit den Fotos irgendwie schöner, gerade weil sie so dilettantisch aussehen ;-)
Kommentare, Tipps oder auch Rezensionswünsche sind jederzeit willkommen!

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

Sonntag, 30. Januar 2011

Mission Gamma 1: Zwielicht

David R. George III

DS9 8.05, erschienen bei Cross Cult

(586 S., Original: Mission Gamma I - Twilight)

Seit nunmehr 45 Jahren stößt man bei "Star Trek" mutig dahin vor, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist. Dieses Motto zog sich mehr oder weniger durch alle Star Trek-Serien. Die große Ausnahme stellte "Deep Space Nine" dar, die den Schwerpunkt vor allem auf eine umfassende politische Rahmenhandlung legte und nicht zuletzt - im besten Sinne! - mit ihrer Fülle an vielschichtigen Charakteren eine riesengroße Space Opera darstellte. Klar gab es auch in dieser Serie immer wieder Abstecher zu unbekannten Planeten im Gamma-Quadranten, aber die Erforschung des Weltalls war nie das Hauptthema von DS9.

"Mission Gamma", mitten in der sogenannten achten DS9-Staffel angelegt, beschreitet neue bzw. alte Wege: Nach dem Dominion-Krieg ist es wieder möglich, den immer noch weitestgehend unbekannten Gamma-Quadranten zu erforschen. Ausgerechnet das einstige Kriegsschiff Defiant wird zum Forschungsschiff umfunktioniert, und die "Mission Gamma" kann beginnen! Während ein Großteil der Stammbesatzung unter Elias Vaughns Kommando mit der Defiant durch das Wurmloch entschwindet, erhält Colonel Kira Besuch von Akaar und Shakaar (reimt sich das nicht toll?) und erkennt, dass Bajor vor einem völlig neuen Zeitalter steht...

Die DS9-Crew auf großer Entdeckertour: wird hier etwa das Konzept der Serie über den Haufen geworfen? NEIN! Zugegeben, der Trip in den Gamma-Quadranten hätte auch in irgendeiner anderen Star Trek-Serie spielen können. Aber durch den Handlungsstrang um die Zukunft Bajors, den ich ausnahmsweise mal sehr interessant fand (bin nicht so der große Fan von Bajoranerstorys) kommt der DS9-typische politische Hintergrund nicht zu kurz. Das große Highlight dieses Romans ist aber die Darstellung der Figuren! Eines muss man dem Autor wirklich lassen: Wie er es fertigbringt, ausführliche Geschichten zum größten Teil von den Charakteren tragen zu lassen, ohne dass das Ganze in irgendeiner Form langweilig wird, muss ihm erstmal jemand nachmachen. Auf fast 600 Seiten erhält fast jede Figur auf Deep Space Nine ausreichend Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Sei es die extrem belastete Beziehung zwischen Elias Vaughn und seiner Tochter Prynn, das nicht minder schwierige Verhältnis des andorianischen Fähnrichs Shar zu seiner Mutter und den drei Bindungspartnern, Ezri Dax' steiniger Weg zu der souveränen Person, die wir in "Destiny" erleben konnten - hier kommt wirklich niemand zu kurz. Am besten fand ich übrigens - im Gegensatz zu meinem Kollegen turon47 - die auf den ersten Blick so unwahrscheinliche Romanze zwischen Quark und Ro Laren. Mir persönlich gefällt es sehr, dass sich die Ferengi in der Zwischenzeit von intergalaktischen Knallchargen zu einer - auch in romantischer Hinsicht - ernstzunehmenden Spezies entwickelt haben. Die Stelle, als Quark und Ro erkennen, dass sie allen Unterschieden zum Trotz in gewisser Hinsicht Seelenverwandte sind, die beide einer ungewissen Zukunft entgegenblicken, war für mich ein rührender Höhepunkt des Romans. Herrlich ist auch die Szene, als Taran'atar, der sich in der Rolle des grimmigen Soldaten gefällt, ausgerechnet von ein paar Kindergartenkindern aus dem Konzept gebracht wird. Genau diese ausführlichen Charakterentwicklungen sind eine Sache, die Deep Space Nine immer ausgemacht haben - die eingangs erwähnte Space Opera eben! Die einzige Figur, die ich nach wie vor nicht so recht einordnen kann, ist die Orionerin Treir, was mich aber auch nicht wirklich stört.

Die eigentliche Handlung im Gamma-Quadranten ist, sobald sie endlich mal ins Rollen gekommen ist, durchaus spannend. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie für den Autor eher zweitrangig war. Nach dem langen Anlauf der Geschichte befindet sich die Defiant-Crew so urplötzlich auf einem fremden Planeten, dass ich erstmal nachprüfen musste, ob bei meinem Buch eventuell ein paar Seiten fehlten. Die neue Rasse der Vahni Vahltupali lässt sich unter der beliebten Kategorie "Aliens der Woche" einordnen, und bevor man als Leser irgendeine "Bindung" aufbauen kann, bricht auch schon eine große Katastophe herein. Auch die Auflösung ist eher unbefriedigend, da sie ziemlich versponnen und nicht so recht greifbar ist. Erstaunlicherweise können diese Schwächen den guten Eindruck des Romans kaum trüben, weil die angebliche Haupthandlung sowieso nur als Aufhänger für weitere Charaktermomente dient. So ziemlich jedes Mitglied, das an der "Mission Gamma" beteiligt ist, kann hier eine Menge über sich selbst lernen. Weil David R. George III einen wunderbar sensiblen Schreibstil hat und für rührende, aber nie kitischige Momente sorgt, kann man die eigentlich nur durchschnittliche Geschichte locker verschmerzen.

Fazit: "Die Mannschaft ist der Star." - Berti Vogts vielzitierter Satz trifft auch voll und ganz auf diesen Roman zu. Angesichts der vielen, vielen Charakterszenen verkommt die eigentliche Handlung fast schon zur Nebensache. Während sich Quereinsteiger vermutlich langweilen werden, können sich treue Leser der DS9-Romane über wunderbar feinfühlig geschriebene Szenen mit den liebgewonnenen Figuren freuen. Dieser dicke Wälzer ist auf jeden Fall ein würdiger Vertreter der fast durchgängig hervorragenden achten Staffel und absolut lesenswert!

 4,5/5

Charaktere getroffen? *****
Spannung: ***
Humor: *
Action: **
Gefühl: ****
originelle Handlung? ***
Anspruch: ****

Vorwissen nötig?
Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber wie fast alle neueren Star Trek-Romane ist auch dieser Roman nur etwas für Fortgeschrittene. Die Zeiten, in denen im Grunde jeder einigermaßen an Science Fiction interessierte Leser zur Abwechslung mal einen Star Trek-Roman zur Hand nehmen konnte, scheinen vorbei zu sein.

2 Kommentare:

  1. Moin Ameise,

    Ich hab dieser Rezension schon etwas entgegengefiebert und schnalze nun schon bewundernd mit meiner Zunge (auch wenn Dich die Andorianer-Frage nicht so sehr zu belasten scheint wie mich).
    Schön, dass wir uns mal wieder nicht einig sind und noch schöner, dass Du unsere gegenteiligen Ansichten gegenüberstellst - wobei mir einfällt, dass ich noch gar nicht über das Cover gemeckert habe:
    Die Frau sieht mir nicht nach Orionerin aus!
    Dennoch ist die Buchfortsetzung DS9s in meinen Augen nach Vanguard die empfehlenswerteste Reihe unter den jüngeren in deutscher Sprache zugänglichen Publikationen. Darin scheinen wir wohl wieder einen gemeinsamen Nenner zu finden, wobei ich darüber hinaus auch Deine Trauer teile, dass abgeschlossene Romane nicht mehr 'en vogue' zu sein scheinen...

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  2. Hallo Turon,

    ach ja, die "Andorianerfrage" - ja, ich fand es auch ein bisschen komisch, dass es laut diesem Buch auf Andor mollig warm sein soll. Ich habe es schlicht und einfach vergessen, da ich blöderweise während des Lesens nicht eine einzige Notiz gemacht habe und nur noch das bewertet habe, was mir im Gedächtnis blieb.

    Das Cover ist übrigens auch nicht so recht nach meinem Geschmack, und ich habe eigentlich gehofft, dass Cross Cult eigene Cover zu den "Mission Gamma"-Romanen entwerfen würden. Sieht irgendwie aus wie "Photoshop für Anfänger".

    Ja, der DS9-Relaunch ist wirklich sehr stark, und ich finde es wirklich schade, dass die DS9-Reihe bei Cross Cult bisher am schlechtesten läuft. Sie ist jedenfalls weit besser als TNG (wohlgemerkt meine Lieblingsserie bei Star Trek!)

    Ich bin übrigens sehr gespannt auf die "New Frontier"-Romane. Die sind tatsächlich völliges Neuland für mich. Ich befürchte allerdings, dass auch diese Reihe nicht allzugut laufen wird, weil ja viele schon die Heyne-Romane haben und erst ab dem 7. Band die neuen Bücher kaufen würden. Irgendwie habe ich immer so ein bisschen Angst, dass die ST-Romane für Cross Cult nicht mehr rentabel sind und alles wieder vorbei ist, so wie damals bei Heyne...

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