Willkommen auf meinem Star Trek-Blog! Seit ungefähr Anfang der 90er bin ich ein großer Star Trek-Fan, und irgendwann fing ich auch mal an, die Romane zu lesen. Dies soll ein Versuch sein, alle von mir geschriebenen Star Trek-Roman-Rezensionen einigermaßen kompakt zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere bei meinen Bewertungen einen Tipp abholen kann. Wie man sehen kann, habe ich unter jede Rezension auch einzelne Aspekte wie Humor oder Spannung extra bewertet. Auch fehlte mir bei anderen Rezensionen immer der Hinweis, ob ein Star Trek-Roman auch für Nicht-Trekkies oder Neulinge geeignet ist oder nicht, deshalb gehe ich auch auf diesen Punkt ein.

Ich habe versucht, nicht allzuviel zu spoilern, aber absolute Spoiler-Allergiker möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich in fast jeder Rezi auch ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehe. Ich finde es immer witzlos, wenn man rein gar nichts über das Thema eines Buches erfährt.

Ein Wort noch zu den verwendeten Fotos: Ich hätte die Cover auch einscannen können, fand aber die Idee mit den Fotos irgendwie schöner, gerade weil sie so dilettantisch aussehen ;-)
Kommentare, Tipps oder auch Rezensionswünsche sind jederzeit willkommen!

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

Dienstag, 13. März 2012

Feuertaufe McCoy: Die Herkunft der Schatten


David R. George III

TOS Nr. 1, erschienen bei Cross Cult

(809 S., Original: Crucible McCoy - Provenance of Shadows)


Wer sich auf diesem Blog schon mal etwas genauer umgesehen hat, wird festgestellt haben, dass es sich bei diesem Buch um meinen persönlichen Lieblingsroman unter den Star Trek-Büchern handelt. Entsprechend groß war deshalb meine Freude, dass sich Cross Cult dazu entschieden hat, ihn auf Deutsch herauszubringen. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen, ein weiteres Mal meine Meinung zu diesem Buch zum Besten zu geben; meine Rezension zur Originalversion findet man hier.

 Bei "Die Herkunft der Schatten" handelt es sich im Grunde um zwei Geschichten in einem Roman, deren gemeinsamer Ausgangspunkt die legendäre TOS-Folge "Griff in die Geschichte" ist. Wir erinnern uns: In dieser Folge mussten Kirk und Spock dem vorübergehend durchgedrehten McCoy in das New York des Jahres 1930 folgen, da der Schiffsarzt auf fatale Weise die Erdgeschichte veränderte. Tragischerweise bestand der einzige Weg zur Wiederherstellung der alten Zeitlinie darin, den Unfalltod der Sozialarbeiterin Edith Keeler in Kauf zu nehmen, die ansonsten durch McCoys Eingreifen gerettet worden wäre. Nach der kleinen Reparatur an der Zeitlinie war alles wieder wie vorher, allerdings nicht für die drei Zeitreisenden Kirk, Spock und Pille. Das Erlebte in der Vergangenheit hat bei jedem von ihnen Spuren hinterlassen - Ausgangspunkt für diese ganz besondere Trilogie.

Wie ging es in der wiederhergestellten Zeitlinie weiter? Nun, im Großen und Ganzen so, wie wir es in weiten Teilen aus der Serie und den Filmen kennen. Besonders zu Anfang des Buches lassen sich die Kapitel in der "richtigen" Zeit mit herausgeschnittenen Filmszenen vergleichen, die oft als Bonusmaterial auf DVDs vorhanden sind und oftmals die Handlung erst so richtig schlüssig machen. Die zusätzlichen Szenen in diesem Roman sind Lückenfüller im besten Sinne, das heißt sie sind nicht überflüssig, sondern runden das Ganze ab und fügen sich bestens in die bekannten Ereignisse ein. Wo ich in der Serie zuweilen das Gefühl hatte, die Handlung würde viel zu schnell vorangaloppieren und somit etwas oberflächlich bleiben, verleihen die Zusatzszenen dem Geschehen erst so richtig die nötige Tiefe. Für Dr. McCoy, um den es sich im ersten Teil der "Feuertaufe"-Trilogie dreht, hat der unfreiwillige Ausflug in die Vergangenheit zunächst nur subtile Auswirkungen. Er erlebt mit dem Rest der Enterprise-Crew viele Abenteuer, widmet sich der Forschung und führt eine On-Off-Beziehung mit Tonia Barrows (der rothaarigen Dame aus "Landurlaub"). Erst viel später in seinem Leben erkennt McCoy, dass die Begegnung mit dem Wächter der Ewigkeit ihn deutlich mehr beeinflusste als zunächst angenommen. Immer häufiger wird er in seinen Träumen von Erinnerungen gequält, die er eigentlich gar nicht haben sollte und ihm doch sonderbar vertraut erscheinen. Ursache dafür ist jene Zeitlinie, die durch McCoys Eingreifen in die Erdgeschichte entstand.

Auch wenn die "falsche" Zeitlinie von Kirk und Spock wieder korrigiert wurde, so existierte sie doch: eine alternative Realität, in der McCoy keine Möglichkeit hatte, in seine eigene Zeit zurückzukehren. Der Sprung durch den Wächter der Ewigkeit bedeutete für den Arzt gezwungenermaßen einen totalen Neustart. Nach etlichen fruchtlosen Versuchen, Kontakt mit Kirk und Spock aufzunehmen, beschloss McCoy, das Beste aus der Situation zu machen und sich in seinem neuen Leben zurechtzufinden. Abgesehen von anfänglichen Schwierigkeiten gelang ihm dies auch erstaunlich gut. Ausgelöst durch die Rettung Edith Keelers nahm die veränderte Zeitlinie jedoch unaufhaltsam ihren Lauf, und als McCoy nach Jahren endlich das volle Ausmaß seines Eingriffs erkannte, war es längst zu spät, um irgendetwas dagegen zu unternehmen...

Bestünde die Geschichte nur aus dem "richtigen" Zeitstrang, wäre der Roman nicht viel mehr als eine interessante Ergänzung zur bereits bekannten Handlung. Was das Buch aber so einzigartig macht, sind die Kapitel in der alternativen Realität, und diese sind wirklich grandios. Sie haben nur sehr wenig mit Star Trek zu tun, sondern lesen sich einfach nur wie eine ergreifende, stimmige Geschichte über einen Mann, der in einer völlig fremden Umgebung ein neues Leben aufbauen muss. In Science-Fiction-Serien wimmelt es zwar von Storys, in denen die Protagonisten in eine alternative Zeitlinie geraten, aber üblicherweise dreht sich die Handlung darüber, wie sie den Weg zurück schaffen. Hier ist es eben nicht so: McCoy bleibt für den Rest seines Lebens in der Vergangenheit gefangen und kann nur darauf hoffen, die Geschichte nicht allzusehr beeinflusst zu haben. Diese Kapitel sind für mich das beste, was ich in einem Star Trek-Roman gelesen habe.

Das Original ist irgendwie platzsparender geraten...


Mir ist durchaus klar, dass Leser mit anderen Vorlieben diesen Roman auch ausgesprochen langweilig finden könnten. Wer schnelle, actionreiche und spannende Geschichten bevorzugt, wird mit "Die Herkunft der Schatten" vermutlich nicht viel Freude haben. Dasselbe gilt für diejenigen, die verschachtelte Geschichten mit vielen Handlungssträngen und einer großen Anzahl an Protagonisten lieben. Deshalb, um es klarzustellen: Ja, dieser Roman ist sehr langsam aufgebaut, hat in jeder Zeitlinie genau eine Actionszene, befasst sich ausschließlich mit McCoy, ignoriert bewusst alle anderen Star Trek-Romane, und vor allem ist er DICK (zumindest in der deutschen Version). Für Liebhaber gut geschriebener Charakterstudien ist dieses Buch allerdings ein Fest, und die für Star Trek-Romane gewaltige Länge von über 800 Seiten erscheint hier genau richtig. Man hat als Leser ausgiebig Gelegenheit, in die Geschichte einzutauchen, die sehr liebevoll und detailliert beschriebenen neuen Charaktere kennenzulernen und natürlich auch ganz neue Seiten an McCoy zu entdecken. Darüberhinaus sind beide Handlungsstränge unheimlich gut durchdacht, und je länger man liest, umso stärker wird klar, wie sehr sie trotz der offensichtlichen Unterschiede miteinander verwickelt sind. Erfreulicherweise ist die "Feuertaufe"-Trilogie zur Abwechslung mal keine Fortsetzungsreihe mit Cliffhanger-Enden, sondern besteht aus drei ziemlich unterschiedlichen Romanen, die man durchaus auch einzeln lesen könnte, aber dennoch lose zusammenhängen. So werden hier im ersten Band Handlungsfäden geschaffen, die erst im Kirk-Roman aufgelöst werden. Diese stehen jedoch eher im Hintergrund, so dass man jedes der drei Bücher als zum größten Teil abgeschlossene Einzelromane betrachten könnte.

Kein Roman ist perfekt, und auch hier gab es zwei Sachen, die für mich winzige Wermutströpfchen darstellen. Die liebenswerte Grantelei, die Leonard McCoys Persönlichkeit ausmacht, ist hier nur in Ansätzen zu finden. Tatsächlich gibt es einige wenige Romane wie zum Beispiel "McCoys Tochter" oder "Ex Machina", die seinen Charakter noch ein bisschen perfekter treffen als "Die Herkunft der Schatten". Aber keine Angst, man erkennt den guten Doktor trotzdem auf jeder Seite sofort wieder, nur wird sein Charakter etwas tragischer dargestellt tagischer und ernster dargestellt als gewohnt. Das zweite Wermutströpfchen betrifft die unrühmliche Rolle, die die Deutschen hier wieder einmal einnehmen... weiter möchte ich nicht darauf eingehen.
Diese kleinen Kritikpunkte sind aber Jammern auf hohem Niveau, denn auch nach zweimaligem Lesen hat mich dieser Roman sehr berührt, und trotz des langsamen Tempos kam an keiner Stelle Langeweile auf. Kennt jemand diese Melancholie, die sich einstellt, wenn sich ein richtig gutes Buch dem Ende nähert? Man will dann gar nicht, dass es aufhört - so jedenfalls ging es mir mit diesem Roman.

Fazit: Der erste "Feuertaufe"-Band ist beileibe kein Trek-Abenteuer für den Massengeschmack. Wer sich jedoch auf diese fette Charakterkeule einlassen kann, wird staunen, wie schnell 800 Seiten vergehen können. Der Leser wird mit zwei wunderbar geschriebenen McCoy-Biografien belohnt, die man nicht so schnell wieder vergisst. "Die Herkunft der Schatten" ist ein ganz besonderer Star Trek-Roman für Genießer, von daher erhält er von mir die absolute Höchstbewertung!

6/5

Charaktere getroffen? ****
Spannung: **
Humor: *
Action: **
Gefühl: *****
originelle Handlung? *****
Anspruch: *****

Vorwissen nötig?
Der eine Handlungsstrang erzählt die Serie nach, der andere erinnert kaum an einen Star Trek-Roman. Neulinge könnten sich daher durchaus mal an diesem Roman versuchen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert!

Sonntag, 12. Februar 2012

Das Prometheus-Projekt

Sondra Marshak, Myrna Culbreath

TOS Nr. 10, erschienen bei Heyne

(218 S., Original: The Prometheus-Design)

Auf dem Planeten Helvan kommt es zu unerklärlichen Gewaltausbrüchen. Um diesen auf den Grund zu gehen, mischen sich Kirk seine Crew inkognito unters Volk und müssen bald feststellen, genau wie die Helvaner als Versuchskaninchen für die Experimente einer übermächtigen fremden Spezies herhalten zu müssen. Da Kirk unter den Auswirkungen dieser Experimente leidet, bekommt er von der Sternenflotte den hochrangigen Vulkanier Savaj vor die Nase gesetzt, der ihn in Windeseile zum Ersten Offizier degradiert und Spock zum neuen Captain ernennt. Trotz des nun folgenden Kompetenzgerangels müssen Kirk, Spock und Savaj zusammenarbeiten, um sich der Kontrolle durch die fremden Beobachter zu entziehen.

Manchmal reicht schon der allererste Satz aus, um einen aussagekräftigen Eindruck auf die folgende Geschichte zu erhalten. In "Das Prometheus-Projekt" lautet er so:

 "Die Feuer-Präsenz stellte das Präkagnon ein." 

Wer an dieser Stelle den Drang verspürt, das Buch sofort wieder zurück ins Regal zu stellen, der sollte dies tun. Der Roman wird nicht besser! Obwohl er mit seinen gerade mal 218 Seiten nach einer kurzen Lektüre aussieht, so kostete es mich viele, viele Wochen, mich durch dieses verquaste Machwerk zu ackern.
Überdeutlich merkt man dem Roman an, wie sehr die Autorinnen von Kirk und insbesondere Spock besessen sind, so dass sie keine noch so peinliche Gelegenheit auslassen, ihre Helden in Szene zu setzen. So kann es schonmal vorkommen, dass die beiden halbnackt und mit Hörnern auf dem Kopf im Zweikampf gegeneinander antreten müssen. Wieso die Hörner, fragt ihr? Ganz einfach, weil sich Kirk und Spock ja immerhin als Helvaner (was für ein origineller Name!) tarnen mussten. Na gut, eigentlich nur, weil es doch viel schicker aussähe, immerhin wirkt ein gehörnter Vulkanier nun so richtig satanisch... Laut Aussage dieses Buches gehören Kirk und Spock zu den besttrainierten Männern der Galaxis - na sicher doch. Jeder, der bei TOS mal Zweikämpfe zwischen den beiden gesehen hat, wird diese Aussage wohl stark anzweifeln.

Über viel zu viele Seiten hin versucht Savaj zu beweisen, wie haushoch überlegen die Vulkanier den Menschen sind. Diese Szenen sind so unglaublich bescheuert und nervtötend, dass man es kaum in Worte fassen kann. Das Verhalten von Spock und Savaj grenzt schon stark an Rassismus und lässt z.B. Soval aus der Serie "Enterprise" im Vergleich dazu wie einen herzensguten Menschenfreund erscheinen. Als Krönung des Ganzen kommt in dieser Geschichte der "vulkanische Kommandomodus" zum Einsatz:

"[...] Doch kann dieser vulkanische Kommando-Modus, einmal eingesetzt, nicht wieder ausgeschaltet werden. Noch kann man sich ihm ungestraft widersetzen. Ein Kommandant in diesem Modus verlangt sofortigen, bedingungslosen Gehorsam bis ins kleinste Detail. Jeder, der seinem Denkprozeß nicht folgen kann, muß seinen Befehlen folgen - exakt. Er ist nicht zu Erklärungen verpflichtet."
(S. 108)

Wie glaubwürdig ist es, dass die Sternenflotte die Möglichkeit eines derart despotischen Kommandostils zulässt? Auch wenn das Benehmen der beiden Vulkanier später erklärt wird, wirft es doch ein sehr negatives Bild auf ihre Rasse. Dummerweise wirkt Spock hier gar nicht so überlegen intelligent, wie dieses Buch weismachen will, als er beispielsweise einen ganzen Arm voller Pilze sammelt und erst dann testet, ob sie überhaupt essbar sind. Kirk wiederum als leuchtendes Exemplar seiner Spezies erträgt mannhaft die Demütigungen ihm gegenüber und knutscht die ach so überlegenen außerirdischen Damen gefügig. Genauso peinlich ist übrigens die allzu aufgesetzt wirkende Anti-Tierversuchs-Botschaft. Ganz ehrlich - soviel Fremdschämen während der Lektüre eines Star Trek-Romans hatte ich vorher noch nie erlebt.

Schwerer als alles andere wiegt der knochentrockene und teilweise völlig unverständliche Schreibstil. Was soll man zum Beispiel mit Phrasen wie "Der Alien-Effekt war total" anfangen? Jede gelesene Seite kam einem zähen Kampf gleich, und wie sehr hätte ich mich ausnahmsweise über eine Auflockerung in Form der normalerweise eher lästigen Maggi-Werbeseiten gefreut.

Verständlicherweise lieferten der Übersetzer und die Lektoren (sofern es welche gab) eine lustlose Arbeit ab: Andorianer wurden zu Andoranern, Stonn zu Stinn und Amanda zu Mamanda (letzteres finde ich eigentlich ganz witzig).

Immerhin haben mir Sondra Marshak und Myrna Culbreath die Entscheidung abgenommen, ob ich auch noch die Star Trek-Romane des Goldmann-Verlages sammeln sollte. Die Antwort lautet "NEIN!", denn dann lauerten auch noch die berühmt-berüchtigten "Phoenix"-Romane aus der Feder der beiden Damen auf mich. Es ist schon schlimm genug, dass ich mit "Tödliches Dreieck" noch ein weiteres Werk der Autorinnen vor mir habe.

Fazit: Ich denke, die Botschaft ist klar verständlich: Dieses Buch kann ich keinesfalls weiterempfehlen, es sei denn, jemand möchte unbedingt seine Ausdauer auf die Probe stellen.


0,5/5

Charaktere getroffen? *
Spannung: *
Humor: *
Action: **
Gefühl: *
originelle Handlung? *
Anspruch: ***

Vorwissen nötig?
Zumindest den ersten Film sollte man mal gesehen haben.

Samstag, 17. Dezember 2011

Die Macht der Krone

Howard Weinstein

TOS Nr. 9, erschienen bei Heyne

(238 S., Original: The Covenant of the Crown)

Es war einmal ein König, der weise und gerecht über sein Reich Shad regierte. Doch der Frieden war trügerisch, denn die kriegerischen Bewohner der Mohd-Provinz fühlten sich benachteiligt und rebellierten gegen ihren Herrscher. Schließlich flüchtete die königliche Familie ins Exil, und die Mohd-Allianz übernahm die Macht und lieferte sich fortan einen erbitterten Bürgerkrieg mit den Anhängern des Königs. Achtzehn Jahre später hat der ehemalige König genug gesehen und möchte die Bevölkerung Shads wieder vereinigen. Da er aber inzwischen zu alt geworden ist, soll seine Tochter diese Aufgabe übernehmen. Kailyn, der jungen Königstochter, steht eine sehr schwierige Aufgabe bevor: Zuerst muss sie die heilige Krone finden, die gut an einem schwer zugänglichen Ort versteckt ist. Aber vor allem Kaylins innere Stärke ist gefragt, denn nur wenn die Krone sie als würdige Herrscherin akzeptiert, könnte die junge Frau Königin über ihr Volk werden. Kailyn selbst fühlt sich von dieser Prüfung überfordert, auch wenn sie Unterstützung zweier Begleiter aus dem Weltraum hat...

Der Weltraum? Ja, auch wenn "Die Macht der Krone" stark an Fantasy erinnert, so haben wir es doch mit einem Star Trek- und somit einem Science-Fiction-Roman zu tun, denn bei Kailyns beiden Begleitern handelt es sich um niemand anderen als Spock und McCoy. Kirk persönlich war es, der dem alten König damals riet, ins Exil zu gehen. Die Föderation hat ein starkes Interesse daran, dass der ressourcenreiche Planet nicht von den Klingonen unterjocht wird, was das Machtgefüge im Alpha-Quadranten erheblich verändern würde. Während die Enterprise die Aufmerksamkeit der Klingonen auf sich ziehen soll, begeben sich Spock, McCoy und Kailyn per Shuttle zu dem unwirtlichen Planeten Sigma 1212, auf dem sich die Krone befindet. Doch jemand an Bord der Enterprise hat diese Geheimaktion an die Klingonen verraten...

Zuallererst möchte ich einige Worte über das Cover verlieren. Als ich den Roman bei einem allseit bekannten Internetauktionshaus erstand, war ich einigermaßen über die abgebildeten Personen überrascht, die mir so gar nicht (mehr) bekannt vorkamen. Wie sich herausstellte, sind auf der ersten deutschsprachigen Auflage die Akteure aus "Das schwarze Loch" abgebildet, einem SF-Film aus dem Hause Disney, der mir als Kind sogar mal richtig gut gefallen hat. Bei den späteren Ausgaben wurde dann das richtige Cover verwendet. Nun muss ich allerdings gestehen, dass ich dieses fast noch schlimmer finde als das erste, weil das Trio Kirk-Spock-Pille darauf einfach furchtbar aussieht. McCoy und Kirk äugen mit verkniffenem Gesichtsausdruck nach links bzw. nach rechts, und ein unglaublich schlecht getroffener Spock schielt so stark, dass man nicht so recht sagen kann, wohin er eigentlich blickt. Mit anderen Worten: So oder so zählen beide Cover zu den schlimmsten aller Star Trek-Romane. Ich muss jedesmal lachen, wenn ich sie sehe.

Endlich erfahren wir, was sich auf der anderen Seite des Schwarzen Lochs befand
- das Star Trek-Universum!





















So, kommen wir endlich zur Geschichte selbst! Der Roman erschien bereits 1981, und für sein Alter schlägt er sich recht wacker. Die märchenhaft anmutende Hauptstory über die Prinzessin, die anfangs ängstlich und unsicher ist, aber im Laufe der Handlung über sich hinauswächst und an Reife gewinnt, ist so klassisch wie zeitlos. Der Roman ist ganz auf die drei Personen McCoy, Kailyn und Spock zugeschnitten (in dieser Reihenfolge); der Rest der Enterprise-Crew sowie die stereotypen Klingonen sind nur schmückendes Beiwerk. Der Autor geht sehr ausführlich auf das Seelenleben des Trios ein - und das ist sowohl eine Stärke als auch eine Schwäche des Romans. Wirklich gut gelungen ist die Beziehung zwischen zwischen Spock und McCoy. Die bissigen und gleichzeitig liebenswürdigen Kabbeleien zwischen den beiden sind von soviel gegenseitigem Respekt geprägt, dass einem als Trekkie förmlich das Herz aufgeht. Leider kommen alle drei meiner Meinung nach zu gefühlsduselig rüber, sogar Spock hat scheinbar seine sentimentale Phase und zeigt sich so warmherzig und verständnisvoll wie selten zuvor. Das ist aber kein Vergleich zu den emotionalen Kapriolen, die seine beiden Begleiter gerade durchmachen! McCoy wurde offenbar schwer von der Midlife Crisis erwischt und geht mir ehrlich gesagt in diesem Roman ziemlich auf die Nerven. Fast die ganze Zeit über quengelt er umher, wirkt hilflos und voller Selbstmitleid. Auch Kailyn strapaziert als heulsusiges Nervenbündel, das sich obendrein noch in den wesentlich älteren McCoy verguckt, des Öfteren die Geduld des Lesers.

Die Geschichte ist alles andere als originell und verläuft größtenteils ohne Überraschungen: Natürlich ist der Weg beschwerlich, die Nerven liegen blank, es wird gestritten, sich wieder zusammengerauft, man meistert gefährliche Situationen, dann scheint alles umsonst gewesen zu sein - und dreimal dürft ihr raten, wie die Geschichte ausgeht. Komischerweiserweise macht genau diese Vorhersehbarkeit den Reiz der Geschichte aus, jedenfalls ging es mir so. Aus irgendeinem Grund erweist es sich beim Lesen dieses Romans als eigentümlich befriedigend, ganau das zu erhalten, was man erwartet. Man freut sich, dass alles so geschieht, wie man es sich erhofft hat. Denn auch wenn Kailyn ab und zu mit ihrer Kleinmädchentour nervte - am Ende will man ja doch die scheinbar schwachen Personen triumphieren sehen!
Die Rollen sind klar verteilt, die Handlung unkompliziert aufgebaut, und der Schreibstil so einfach gehalten, dass das Buch auch problemlos von Kindern gelesen werden könnte. Insgesamt macht der Roman einen sehr stimmigen und sympathischen Eindruck. Hin und wieder stößt man auf altersbedingte Ungereimtheiten, zum Beispiel wenn eine Klingonin einen Schrei unterdrückt und mit den Tränen kämpft, als ihr Vorgesetzter stirbt. Darüberhinaus leidet der Roman auch an der schludrigen Übersetzung und der teilweise etwas seltsamen Wortwahl der frühen Heyne-Classic-Romane.

Fazit: "Die Macht der Krone" liest man am besten, wenn einem der Sinn nach etwas "Leichtem" steht. Ein harmloses, nettes und unterhaltsames Abenteuer mit etwas zuviel Gefühlsduselei, das durch den märchenhaften Touch (und durch das falsche Cover) alte Kindheitserinnerungen aufleben lässt.

3/5


Charaktere getroffen? ***
Spannung: ***
Humor: **
Action: ***
Gefühl: ****
originelle Handlung? **
Anspruch: *

Vorwissen nötig?
Besondere Vorkenntnisse nicht nicht erforderlich.