Freitag, 11. Juni 2010
Die Hunde des Orion
Christopher L. Bennett
Titan Nr. 3, erschienen bei Cross Cult
(400 S., Original: Orion's Hounds)
So richtig motiviert war ich nicht, den dritten Band der Titan-Reihe zu lesen, da mein Enthusiasmus von dem schwachen Vorgänger "Der rote König" ziemlich gebremst wurde. Glücklicherweise wurden meine Bedenken schnell zerstreut: "Die Hunde des Orion" schlägt den zweiten Teil um Längen!
Die Crew der "Titan" kann sich endlich ihrem eigentlichen Zweck widmen, der Erforschung unbekannter Regionen im Weltall. Dabei stoßen sie auf die Sternquallen, deren Artgenossen schon im TNG-Pilotfilm auftauchten. Die empfindsamen Telepathen werden von den vogelähnlichen Pa'haquel gejagt, damit ihre toten Körper den stolzen Jägern als Raumschiff dienen können. Die Telepathen an Bord der Titan werden von der Todesangst der gejagten Sternquallen überwältigt, und Riker sieht sich genötigt einzugreifen. Seine Entscheidung stellt sich als ein fataler Fehler heraus, mit folgenschweren Konsequenzen...
"Eine neue Ära" hieß zwar schon der erste Teil von Titan, aber zum dritten Band hätte dieser Titel noch besser gepasst. Nachdem seine beiden Vorgänger noch stark von den Nachwehen der Shinzon-Ära geprägt waren, werden die Ereignisse des 10. Films in diesem Buch endlich ad acta gelegt, und sofort ist die Grundstimmung wieder um ein Vielfaches positiver und optimistischer. Statt politischer Geplänkel steht hier die Forschungsmission der Titan im Vordergrund. Dabei wurden bei mir Kindheitserinnerungen wach, da mich manche Stellen im Buch an die Dokumentarfilme von Jacques Cousteau erinnerten, nur dass statt eines Ozeans der Weltraum von einer Vielzahl geheimnisvoller Kreaturen bevölkert wird. Es ist erschreckend und faszinierend zugleich, zu lesen, welche Auswirkungen ein Ungleichgewicht dieses Ökosystems haben kann. Dabei schafft es der Autor mühelos, sowohl die Jäger als auch die Gejagten so spannend zu beschreiben, dass sie mir gleichermaßen sympathisch waren. Auch die Multikulti-Crew der Titan, die in den ersten beiden Bänden bei aller Vielgestaltigkeit ein wenig blass rüberkam, ist mir dank Bennetts hervorragenden Charakterisierungen endlich ans Herz gewachsen. Vor allem Deanna Troi kommt hier so gut weg wie nie zuvor. Als Vermittlerin zwischen den telepathischen Sternquallen, der Titan-Crew und den Pa'haquel-Jägern trägt sie einen Hauptteil der Handlung, und wer Deanna als gefühlsduseliges Seelchen in Erinnerung hat, der wird sich wundern, was eine taffe Braut sie in der Zwischenzeit geworden ist. Von der "neuen" Deanna würde ich gern mehr erleben! Auch Riker überzeugt als Kommandant wie nie zuvor, gerade weil er kein "Über-Captain" ist, sondern auch Fehler macht und mit ihnen umgehen muss. Was bei dem Vorgänger "Der rote König" noch überhaupt nicht funktionierte, gelingt Christopher L. Bennett perfekt: die vielen kleinen Einzelschicksale so zu verknüpfen, dass eine runde Sache daraus wird. Nur Tuvok gibt hier eine etwas unglückliche Figur ab, und auch seine Frau T'Pel macht als unterfordertes Heimchen am Herd nicht den allerbesten Eindruck. Das sind aber nur Kleinigkeiten, ansonsten habe ich nichts auszusetzen.
Fazit: "Die Hunde des Orion" ist ein hervorragend geschriebener Roman, der sich im Großen und Ganzen um das Zusammenspiel unterschiedlichster Kulturen dreht und damit den wahren Geist von Star Trek vermittelt. Volle Punktzahl für den bisher besten Titan-Roman!
5/5
Charaktere getroffen? ****
Spannung: ***
Humor: **
Action: ****
Gefühl: ***
originelle Handlung? *****
Anspruch: *****
Vorwissen nötig?
Ich könnte mir vorstellen,dass dieser Roman auch als eigenständiger SF-Roman funktionieren könnte, trotz vieler Anspielungen auf das Star Trek-Universum. Einen Versuch ist es jedenfalls wert (und ganz nebenbei bliebe einem dann der langweilige Vorgänger erspart...)
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