Heather Jarman
DS9 8.06, erschienen bei Cross Cult
(498 S., Original: This Grey Spirit)
Während ihrer Mission im Gamma-Quadranten wird die Defiant von einer fremdartigen Waffe beschossen, die das Schiff völlig lahmlegt. Sogleich eilen Fremde einer Spezies namens Yrythny zu Hilfe, die sich mit den Angreifern im Krieg befinden. Da für die Reperatur der Defiant ein seltenes Material notwendig ist, bieten sich die Yrythny an, die Sternenflottenoffiziere zum sogenannten Materialkonsortium zu fliegen, um den begehrten Stoff aufzutreiben. Im Gegenzug soll Ezri Dax den drohenden Bürgerkrieg zwischen den beiden Kasten der Yrythny abwenden.
Derweil werden auf Deep Space Nine die Verhandlungen zwischen Bajor und der Föderation fortgeführt. Als die cardassianische Botschafterin Natima Lang auf der Raumstation eintrifft, um Friedensgespräche zwischen Cardassia und Bajor in die Wege zu leiten, spitzt sich die Situation deutlich zu. Schnell wird klar, dass der Weg für eine friedliche Koexistenz beider Völker sehr lang sein wird...
Wie schon im ersten Band wechseln sich die beiden Handlungsstränge im Alpha- und Gammaquadranten kapitelweise ab. Theoretisch spricht nichts dagegen, zuerst den einen und dann den anderen Handlungsstrang zu lesen, wenn man denn möchte.
Wieder gilt es also in Handlungsstrang Nummer Eins, einen unbekannten Planeten im Gamma-Quadranten zu erforschen, wenngleich der Zwischenstopp auf Vanìmel, dem Heimatplaneten der Yrythny, diesmal unfreiwilliger Natur ist.Gerade diese Krise bedeutet für die persönliche Entwicklung einiger Figuren wieder einen Schritt nach vorn. Ezri ist gerade auf dem Weg, sich vom unsicheren DS9-Küken zu einer selbstbewussten Person mit Führungsqualitäten zu mausern, die aus der immensen Lebenserfahrung der anderen Dax-Wirte profitiert. Als Diplomatin erwischt Ezri allerdings einen ziemlich unglücklichen Start.
Ensign Thirishar "Shar" ch'Thane sieht bei seinem Zwangsaufenthalt auf Vanìmel seine große Chance gekommen, die andorianische Rasse vor dem Untergang zu bewahren. Überhaupt wird dem Leser in diesem Roman das ganze Ausmaß des andorianischen Dilemmas deutlich. Wer sich schon lange gefragt hat, wie sich die Andorianer mit einer derartig komplizierten Fortpflanzungsbiologie überhaupt vermehren konnten, findet hier die Antwort.
Auf der anderen Seite des Wurmloches sitzt Colonel Kira zwischen den Stühlen, als sie als Vermittlerin zwischen ihrer eigenen Rasse, von deren Angehörigen sie geächtet wird, und den einst von ihr so verhassten Cardassianern herhalten muss. Ihre Figur hat sich in den DS9-Romanen der achten Staffel stärker entwickelt als in der gesamten Serie. Inzwischen ist sie fähig, ihr bisheriges Schwarz-Weiß-Denken aufzugeben und eine völlig objektive Haltung anzunehmen. Von allen Charakteren in diesem Roman ist Kira am eindrucksvollsten beschrieben. Die Story hält für sie einige bittere Enttäuschungen bereit, aber auch das unerwartete "Wiedersehen" (das Wort passt nicht ganz) mit einer liebgewonnenen Freundin.
Wie in den Vorgängerromanen sorgt die Romanze zwischen Ro und Quark für eine angenehme Leichtigkeit in diesem Buch. Dieses kann man nicht gerade von der vierfachen andorianischen Beziehungskiste behaupten, die ziemlich starker Tobak ist, wenn auch das Ende in keinster Weise überraschend kommt.
Die Entwicklung der Charaktere war schon im Vorgänger "Zwielicht" das zentrale Thema, und mit "Dieser graue Geist" wird dieser Weg fortgeführt. Leider hat die Autorin Heather Jarman kein so feines Gespür für die Figuren, wie es David R. George III hat, und auch nicht dessen einfühlsamen und sensiblen Schreibstil. Wenn die eigentliche Rahmenhandlung dafür fesselnd und spannend gewesen wäre, hätte dieser Roman trotzdem die Qualität des ersten Bandes erreichen können. Zumindest der Handlungsstrang auf Deep Space Nine ist wirklich interessant, gerade weil sich die Situation Cardassias dramatisch verändert hat und es nun an den Bajoranern liegt, ihren einstigen Unterdrückern hilfreich unter die Arme zu greifen.
Die Gamma-Quadrant-Geschichte hingegen kann nicht so recht überzeugen. Sie ist relativ dröge, ohne Schwung und Einfallsreichtum und ähnelt den 08/15-Abenteuern vieler früherer Romane. Die Yrythny werden wohl keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, und deren Konflikt mit den Cheka (die Aliens, welche die Defiant beschossen) versickert irgendwann einfach im Sande. Lediglich die bizarre Kreatur Fazzle sorgt für ein kleines Highlight, kommt aber leider nur sehr kurz. Die Handlung dümpelt ohne Spannungsmomente vor sich hin, und auch die vermeintlichen dramatischen Höhepunkte, wie z.B. Nogs Entführung, rufen nur mäßiges Interesse hervor. Ich war immer ganz froh, wenn ich ein Gamma-Kapitel ausgelesen hatte und mich dann mit wesentlich mehr Elan einem Alpha-Kapitel widmen konnte.
Fazit: Schlecht ist der Roman wirklich nicht, aber im Vergleich mit seinem Vorgänger fällt er deutlich ab. Zudem unterscheiden sich die beiden Handlungsstränge qualitativ erheblich voneinander und sorgen für einen wahrhaft durchwachsenen Eindruck. In Schulnoten ausgedrückt, käme die DS9-Story auf eine gute Zwei, die titelgebende "Mission Gamma" gerade mal auf eine knappe Vier - macht zusammen also Drei.
3/5
Charaktere getroffen? ***
Spannung: *
Humor: **
Action: **
Gefühl: ***
originelle Handlung? **
Anspruch: ***
Vorwissen nötig?
Sollte jetzt noch jemand mit diesem Roman in den DS9-Relaunch einsteigen, wird er kaum noch etwas aus der Serie wiedererkennen. Fangt also bitte ganz brav mit dem ersten Band an!
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Im Prinzip ist es, wie Du es geschrieben hast. Die Gamma-Story ist schwach, die DS9-Handlung hält wenigstens das Durchschnittsniveau und insgesamt sind es gerade noch so 3 von 5 Sternen.
AntwortenLöschenHier mal mein Senf...
Der zweite Teil der Mission Gamma liest sich noch etwas langatmiger als der letzte. Was in diesem Fall nicht daran liegt, dass das Buch die Handlung auf zu viele Seiten streckt (wie das letzte), sondern dass dieser Teil schlicht kaum Handlung hat, die man strecken könnte. Es gibt hauptsächlich politische Ränkespiele sowohl auf DS9 wie auch beim neusten Volk des Gamma-Quadranten. Während auf DS9 die fortwährende Aussöhnung zwischen Bajor und Cardassia im Mittelpunkt steht, gerät die Defiant mitten in einen innenpolitischen Konflikt zweier Gruppen des Planeten Vanimel. Erst im letzten Drittel des Buches zieht die Spannung und die Erzählgeschwindigkeit deutlich an. Den Teil hab ich in einer Woche gelesen. Für die ersten zwei Drittel habe ich mich mit Pausen über 6 Monate gequält. Ganz knappe 3 von 5 Sternen!