Willkommen auf meinem Star Trek-Blog! Seit ungefähr Anfang der 90er bin ich ein großer Star Trek-Fan, und irgendwann fing ich auch mal an, die Romane zu lesen. Dies soll ein Versuch sein, alle von mir geschriebenen Star Trek-Roman-Rezensionen einigermaßen kompakt zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere bei meinen Bewertungen einen Tipp abholen kann. Wie man sehen kann, habe ich unter jede Rezension auch einzelne Aspekte wie Humor oder Spannung extra bewertet. Auch fehlte mir bei anderen Rezensionen immer der Hinweis, ob ein Star Trek-Roman auch für Nicht-Trekkies oder Neulinge geeignet ist oder nicht, deshalb gehe ich auch auf diesen Punkt ein.

Ich habe versucht, nicht allzuviel zu spoilern, aber absolute Spoiler-Allergiker möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich in fast jeder Rezi auch ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehe. Ich finde es immer witzlos, wenn man rein gar nichts über das Thema eines Buches erfährt.

Ein Wort noch zu den verwendeten Fotos: Ich hätte die Cover auch einscannen können, fand aber die Idee mit den Fotos irgendwie schöner, gerade weil sie so dilettantisch aussehen ;-)
Kommentare, Tipps oder auch Rezensionswünsche sind jederzeit willkommen!

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

Dienstag, 7. Dezember 2010

Neuer Ärger mit den Tribbles

Diane Carey

Deep Space Nine Nr. 23, erschienen bei Heyne

(186 S., Original: Trials and Tribble-ations)

Wir schreiben das Jahr 1996: Ein runder Geburtstag steht an: Star Trek wird 30 Jahre alt! Dieser Anlass sollte in den beiden damals laufenden Serien Deep Space Nine und Voyager gebührend gefeiert werden, und zwar mit Crossovern. Während wir bei Voyager eine Reise in Tuvoks Vergangenheit an Bord der Excelsior unter Captain Sulu miterleben konnten, versetzte es Sisko und einige seiner Crewmitglieder direkt auf die legendäre Enterprise, die zu diesem Zeitpunkt gerade von einer Flut hungriger Tribbles bevölkert wurde! Beide TV-Episoden wurden auch als Roman veröffentlicht, aber nur zur Tribble-Folge erschien auch eine deutsche Übersetzung.

Längst ist "Immer die Last mit den Tribbles" fast genauso kultig wie die Originalfolge "Kennen Sie Tribbles?", aber trotzdem noch mal kurz zur Erinnerung: Die Crew der Defiant reist mit Hilfe des Drehkörpers der Zeit in die Vergangenheit, um den klingonischen Spion Arne Darvin daran zu hindern, einen Anschlag auf Kirk zu verüben. Für Heldenverehrung bleibt Sisko und Co. kaum Zeit, haben sie doch alle Hände voll zu tun, die Bombe im Tribblehaufen zu finden...

Gibt es jemanden, der diese Folge nicht mag? "Immer die Last mit den Tribbles" ist eine grandiose Verbeugung vor der Originalserie, mit Schauspielern, denen man den Spaß beim Dreh in jeder Szene ansieht und mit Spezialeffekten, die auch nach fast 15 Jahren überzeugen können. Nun ja, von den schauspielerischen Leistungen und den Spezialeffekten bekommt man natürlich im dazugehörigen Roman nichts mit, aber dafür kann er mit einigen Szenen aufwarten, die nie gedreht wurden. So treffen zum Beispiel die beiden Ärzte McCoy und Bashir aufeinander, und "Lieutenant Brisko" kommt Kirk so verdächtig vor, dass dieser sich am liebsten genauer über den fremden Offizier erkundigt hätte. Außerdem erfahren wir, dass es keineswegs Unachtsamkeit von Sisko und Dax war, Kirk nach der großen Tribblelawine auch weiterhin mit ein paar dieser Pelztierchen zu bewerfen.

Der Roman soll in erster Linie Spaß machen, deshalb sollte man bei den Figurenbeschreibungen nicht allzuviel charakterliche Tiefe erwarten. Auch der Schreibstil ist diesmal eher locker-flockig und ziemlich simpel, so dass auch Kinder problemlos dieses Büchlein lesen könnten. Das sind aber nicht die Aspekte, die ich kritisiere. Was mich aber wirklich störte, war die völlig übertrieben wirkende Bewunderung der DS9-Leute für Kirk, seine Crew und die Enterprise selbst. Ja, auch in der TV-Folge hatten Sisko und seine Crew die Vergangenheit reichlich romantisch verklärt, aber im Roman ist es noch wesentlich schlimmer, wiederholt sich permanent und nervt irgendwann nur noch. Bei allen Lobhudeleien auf die angeblich allererste Enterprise wurde mir einmal mehr vor Augen gehalten, was für eine bekloppte Idee es doch war, Jonathan Archers Schiff ausgerechnet den Namen Enterprise zu verpassen, als ob Star Trek-Fans keinen anderen Namen akzeptiert hätten... aber ich schweife ab...

Die Übersetzung... tja, die könnte wirklich besser sein. Als ich das Buch zum ersten Mal las, war ich gerade an der Fachschule für Agrarwirtschaft und störte mich schon damals massiv an der "Übersetzung" des Wortes "quadrotriticale": das Quadrotritical - aaargh!! Was viele Leute, einschließlich des Übersetzers, nicht wissen: Die Kreuzung zwischen Roggen und Weizen existiert tatsächlich (allerdings ohne das "Quadro"), ist hierzulande gar nicht mal so selten, und der korrekte deutsche Name lautet "der Triticale". Klingt komisch, ist aber so. Außerdem brauchte ich eine Weile, um zu kapieren, dass mit den "Doppelkugeln" der bajoranische Drehkörper gemeint ist. Zugegeben, "Drehkörper" ist auch nicht gerade eine glückliche Übersetzung von "orb", ist aber zumindest für den Zuschauer der deutschsprachigen Folgen geläufig. Apropos deutschsprachige Folgen: Meiner Meinung nach hätte man es ruhig beim deutschen Episodentitel belassen können, anstatt sich einen neuen auszudenken.

Einer der Höhepunkte des Buches ist ausnahmsweise mal das Vorwort. Es stammt von David Gerrold, seines Zeichens Drehbuchautor der Originalfolge, der die Entstehung beider Tribble-Episoden hautnah verfolgen konnte. Nicht nur, dass das Vorwort humorvoll und unterhaltsam ist, es steckt auch voller interessanter Informationen, die mir bis dahin unbekannt waren. So habe ich endlich den Insiderwitz verstanden, als O'Brien irgendeinen Lieutenant für Kirk hält. Dieser wurde nämlich von William Shatners Double gespielt! Zusammen mit dem umfangreichen Vor- und dem abschließenden Nachwort bringt es das Büchlein gerade mal auf 186 Seiten, was aber ein ausreichender Umfang für eine 45-Minuten-Episode ist.

Fazit: Die Fernsehepisode ist ein Meisterwerk, das Buch ist halt nur ein Roman zur Folge. Es taugt als unterhaltsame und vergnügliche Lektüre für einen verregneten Nachmittag, aber auf keinen Fall als Ersatz für die TV-Episode.

3,5/5

Charaktere getroffen? **
Spannung: **
Humor: *****
Action: **
Gefühl: *
originelle Handlung? ****
Anspruch: **

Vorwissen nötig?
Zumindest "Kennen Sie Tribbles?" sollte man mal gesehen haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen