Willkommen auf meinem Star Trek-Blog! Seit ungefähr Anfang der 90er bin ich ein großer Star Trek-Fan, und irgendwann fing ich auch mal an, die Romane zu lesen. Dies soll ein Versuch sein, alle von mir geschriebenen Star Trek-Roman-Rezensionen einigermaßen kompakt zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere bei meinen Bewertungen einen Tipp abholen kann. Wie man sehen kann, habe ich unter jede Rezension auch einzelne Aspekte wie Humor oder Spannung extra bewertet. Auch fehlte mir bei anderen Rezensionen immer der Hinweis, ob ein Star Trek-Roman auch für Nicht-Trekkies oder Neulinge geeignet ist oder nicht, deshalb gehe ich auch auf diesen Punkt ein.

Ich habe versucht, nicht allzuviel zu spoilern, aber absolute Spoiler-Allergiker möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich in fast jeder Rezi auch ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehe. Ich finde es immer witzlos, wenn man rein gar nichts über das Thema eines Buches erfährt.

Ein Wort noch zu den verwendeten Fotos: Ich hätte die Cover auch einscannen können, fand aber die Idee mit den Fotos irgendwie schöner, gerade weil sie so dilettantisch aussehen ;-)
Kommentare, Tipps oder auch Rezensionswünsche sind jederzeit willkommen!

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

Sonntag, 28. November 2010

Leonard McCoy: Frontier Doctor

John Byrne

Comic, erschienen bei Idea and Design Works

(104 S.)

So so, der Cross Cult-Verlag bringt mangels Nachfrage bis auf weiteres keine Star Trek-Comics mehr heraus. Wirklich schade, aber wenigstens kann sich der geneigte und einigermaßen des Englischen mächtige Comicleser mit den Originalen vertrösten.* Als großer McCoy-Fan konnte ich hier natürlich nicht widerstehen!

Wir erinnern uns an den ersten Kinofilm: Admiral Kirk übernimmt wieder das Kommando über die Enterprise, und nicht ganz uneigennützig beordert er einen bärtigen und sichtlich widerwilligen Leonard McCoy an Bord. Was hat Kirks alter Kumpel eigentlich während seiner Sternenflotten-Auszeit getrieben?

Wie dieser Comic zeigt, war McCoy nicht untätig und ließ den Kontakt zu Kirk nicht abreißen. Nach seinem Ausscheiden aus der Sternenflotte nimmt er an einem Sanitätsprogramm der Föderation teil, das ihn und seinen Kollegen Dr. Duncan an die verschiedensten Einsatzorte verschlägt, wann immer medizinische Hilfe gefragt ist. Über diese abenteuerliche Zeit berichtet er seinem Freund James Kirk regelmäßig in Briefen, wobei jeder Brief eine kleine Geschichte erzählt.

1. "Weeds"

McCoy und Duncan konnten soeben einen Einsatz auf einer andorianischen Kolonie erfolgreich beenden. Als sie frohen Mutes wieder mit McCoys vorsintflutlichem Raumschiff "Joanna" davonfliegen, müssen sie feststellen, dass sich eine blinde Passagierin an Bord befindet: eine Andorianerin namens Theela. Da aber schon die nächste Notruf eingegangen ist, müssen sie die kampflustige Dame notgedrungen mitnehmen. Der Notruf stammt von einem von Menschen besiedelten Planeten, auf dem eine verheerende Seuche grassiert. Diese steht in unmittelbarem Zusammenhang zu dem unerbittlichen Krieg der Siedler gegen die einheimische und erstaunlich lebendige Pflanzenwelt...

Die erste Story ist meiner Meinung nach die schwächste und dient vor allem der Einführung der neuen Charaktere. Trotz der monströsen Pflanzen kommt kaum Spannung auf, da die Lösung für das Problem ein bisschen zu schnell kommt.

2. "Error"

Theela hat sich inzwischen vom störrischen Anhängsel zu einem lernbegierigen Crewmitglied gemausert, so dass sie an Bord bleiben darf. McCoy und seine beiden Begleiter statten dem technisch hochentwickelten Planeten Gamma Tarses VII einen Besuch ab, wo sie von niemand Geringerem als Montgomery Scott begrüßt werden. Obwohl sich auf dem Planeten mysteriöse Todesfälle häufen, werden die Bemühungen McCoys und Duncans immer wieder durch die Behörden sabotiert. Schließlich wird Pille sogar verhaftet und vor ein Gericht gestellt, doch als er dort ankommt, sind seine jüngsten Erinnerungen plötzlich gelöscht...

"Error" ist meine Lieblingsgeschichte in diesem Comic. Auf nur wenigen Seiten entfaltet sich eine sowohl spannende als auch verzwickte Geschichte, in der sich herausstellt, dass McCoys Ablehnung gegen Transporter diesmal ganz gerechtfertigt ist! Simpel, aber wirkungsvoll ist die Idee, die eher unsympatischen Aliens mit einem scheinbar ewig lächelnden Gesicht auszustatten, das in krassem Widerspruch zu ihrem Handeln steht. Das Ende lässt den Leser nachdenklich zurück, wenn man sich fragt, wie weit man gehen kann, um sein Leben künstlich zu verlängern,

3. "Medics"

Im dritten Kapitel werden McCoy, Duncan und Theela zu einem Planeten beordert, der eigentlich auf dem technischen Niveau des Bronzezeitalters stehen sollte. Dass es in der Zwischenzeit zu einem rasanten Fortschritt gekommen ist, müssen die Drei auf die harte Tour erfahren, als ihr Raumschiff von einer Rakete abgeschossen wird. Nach der anschließenden Notlandung finden sie sich mitten in einem Kriegsszenario wieder, in dem sich menschliche Klone unerbittlich bekämpfen. Die drei Gestrandeten werden getrennt und geraten in Gefangenschaft. Die Lage ist hoffnungslos, bis plötzlich zwei Zeitreisende auftauchen, die aufmerksamen TOS-Zuschauern nicht unbekannt sein dürften...

"Medics" ist eindeutig die actionreichste und düsterste Geschichte, die auf den ersten Blick gewisse Parallelen zu der Classic-Folge "Der erste Krieg" aufweist, sich aber in eine völlig andere Richtung entwickelt. Hier findet auch ein kleines Crossover zu John Byrnes anderen Star Trek-Comics "Assignment Earth" und "Crew" statt.

4. "Hosts"

Nach dem letzten Abenteuer trennen sich die Wege von McCoy und seinen beiden Begleitern Duncan und Theela, die auf dem Klonplaneten zurückbleiben. McCoy, der am Ende des vorigen Kapitels von der NCC 1717 (eventuell der Yorktown) aufgegabelt wurde, wird von der Leitenden Schiffsärztin Christine Chapel um Hilfe gebeten: Kürzlich besuchte das Schiff einen Planeten, auf dem mehrere Tierarten zu erstaunlichen kognitiven Leistungen fähig waren, die sie eigentlich niemals fertigbringen sollten. Bald darauf steigt der Intelligenzquotient verschiedener Crewmitglieder ins Unermessliche. Erschreckend daran ist allerdings, dass diese Leistungssteigerung ein wörtlich gemeintes Burnout-Syndrom mit tödlichen Folgen nach sich zieht...

Diese Episode fängt ganz interessant an, stellt sich aber als eher belanglos und unspektakulär heraus. Der eindeutige Höhepunkt ist das Aufeinandertreffen von "Nummer Eins" aus dem Pilotfilm "Der Käfig" und Christine Chapel, wobei niemandem die frappierende Ähnlichkeit der beiden Damen aufzufallen scheint.

"Scalpel"

In der letzten Geschichte stattet McCoy nach vielen Jahren seinem alten Schulfreund Alex Hathaway einen Besuch ab, der sich zusammen mit seiner Tochter einem idyllischen Planeten niedergelassen hat. Dort angekommen, erfährt McCoy Hathaways düsteres Geheimnis: Mit Hilfe einer geheimnisvollen Maschine hat dieser die Zeitlinie manipuliert, um seine Tochter wiederauferstehen zu lassen, die vor Jahren von einem Fundamentalisten ermordet wurde...

Ganz zum Schluss stellt diese bedrückende Episode nochmal ein Highlight dar, als ausgerechnet McCoy, der ja einst selbst unabsichtlich auf fatale Weise die Erdgeschichte änderte, nochmal mit dem Dilemma der Zeitmanipulation konfrontiert wird. Erfreulich ist hier, dass der Ausgang der Geschichte nicht mundgerecht serviert wird, sondern der Leser sich selbst einen Reim darauf machen muss, wie McCoy sich letztendlich entschieden hat.

Gesamtbewertung: John Byrne hat sich bei so renommierten Comicverlagen wie Marvel, DC und Dark Horse einen Namen gemacht hat und beweist, dass er sich auch im Star Trek-Universum bestens auskennt. "Leonard McCoy Frontier Doctor" schließt wieder mal eine Lücke in der Zeit zwischen der Classic-Serie und dem ersten Film und ist natürlich vor allem für alle Fans des grummligen Doktors ein Fest. Pille ist einfach wunderbar getroffen, sowohl in den Zeichnungen als auch in den Dialogen. Zwar wirken die Bilder trotz der Pastellfarben ein wenig zu bunt für meinen Geschmack, dafür sind die Figuren schön dynamisch gezeichnet. Sehr gut hat mir auch die futuristische Gestaltung der Architektur gefallen, was ich bei Star Trek immer ein wenig vermisst habe. So hat man auch endlich mal das Gefühl, dass sich das Geschehen im 23. Jahrhundert abspielt, auch wenn sich die Figuren mal nicht an Bord eines Raumschiffs aufhalten.

Fazit: Ein toller Star Trek-Comic, der zwar manchmal etwas verwirrend und nicht immer spannend ist, aber für TOS-Fans unzählige Anspielungen auf die Originalserie bietet und dabei bestens unterhält. Sollte Cross Cult jemals den geplanten Megaband herausbringen, in dem auch "Frontier Doctor" enthalten sein soll, wäre das eine tolle Sache und auf alle Fälle eine Bereicherung für Comicliebhaber.

*) Nachtrag: War ja klar - kaum liest man das Original, bringt Cross Cult den Comic doch raus - Frechheit! ;-)

Aber ganz im Ernst: Ich persönlich freue mich über die Entscheidung des Verlages, es doch noch mal mit Star Trek-Comics zu probieren und hoffe, es finden sich genügend Käufer dafür.

4/5 

Zeichnungen: ****
Charaktere getroffen? ****
Spannung: **
Humor: ***
Action: ***
Gefühl: **
originelle Handlung? ****
Anspruch: ***

Vorwissen nötig?
Dieser Comic ist vor allem etwas für Leute, die sich recht gut mit der Classic-Serie auskennen.

6 Kommentare:

  1. Schöne Rezension, die echt neugierig macht. Ich muss mal schauen, ob ich das Heft auch irgendwo hab (da gab es mal so eine dvd mit ageblich allen Star-Trek-Comics).
    Obwohl ich gestehen muss, dass Chapels Arbeit auf einem Schiff nicht so ganz zu der Tatsache passt, dass sie vor STM I eine Arztausbildung gemacht haben soll, um als leitender Mediziner die Krankenstation zu übernehmen...
    Ich nehme an, das Comic ist auf englisch? Woher haste das denn?

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  2. Hallo Turon,

    ich glaube nicht, dass Du dieses Heft hast, das ist nämlich diesen Monat erst erschienen, zumindest als Sammelband. Ich glaube, es erschien ursprünglich als Vierteiler, bin aber nicht sicher.

    Ja, es ist auf englisch, und ich habe es von Amazon.

    Stimmt, die Sache mit Chapel hat mich auch stutzig gemacht, aber ich war schlichtweg zu faul, mal auf memory beta nachzugucken...

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  3. Nachtrag: Es gibt eine DVD mit Star Trek-Comics? Jetzt bin ICH neugierig! Wie soll denn so etwas aussehen?

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  4. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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  5. Hallo Carlito,

    tut mir Leid, ich wollte meine Antwort auf Deinen Kommentar bearbeiten und habe im Eifer des Gefechts aus Versehen Deinen Beitrag gelöscht! *rotwerd*

    Du fragtest, ob Du beim Schnäppchenangebot bei eBay zuschlagen solltest. Ich an Deiner Stelle würde es tun! Allein schon, weil ich mich beim Sammeln sowieso ein bisschen auf den Comicbereich verlegen möchte, die Romane habe ich ja schon fast alle... :-)

    Von den Dino-Prestige-Comics, die da bei eBay angeboten werden, besitze ich erst zwei: "Wolfsspuren" (die Rezi dazu findest Du auch hier) und "Vergebung" (TNG, mit eigenartigen Bildern, die wie Ölgemälde aussehen; noch nicht gelesen.)

    Wenn sie so günstig zu haben sind, warum nicht?

    Liebe Grüße und nochmals sorry!
    Ameise

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  6. Servus Ameise, das mit dem Löschen ist doch kein Problem, das kann im Eifer des Gefechts passieren. :) Ich habe mir die Rezi zu Wolfsspuren grad mal durchgelesen und bin schon sehr gespannt. Der Comic ist auch mit in dem zehn Bände umfassenden Paket, was ich letztlich für 1€ pro Stück ersteigert habe. Ich denke bei dem Preis kann man zumindest nicht viel falsch machen. Ich kenne mich in den Comics auch nicht wirklich aus. Habe mir "Countdown" aus damaligem aktuellen Anlass zugelegt und fand ihn ganz in Ordnung.

    Vor einigen Jahren habe ich mal zwei Comics einer meiner Meinung sehr guten Reihe erstanden. Hab jetzt grad extra mal ganz tief im Schrank gebuddelt und sie gleich auf Anhieb wiedergefunden.:) Es handelt sich dabei um "FeestComics". Da gabs eine schöne Story die mir in Erinnerung geblieben ist aus Band 1 der Reihe "Ehrenschuld", wo die kleine, angedeutete Romanze zwischen Kirk und Gillian Taylor aus "the voyage home" weitergesponnen wurde + Wiedersehen mit George & Gracie.^^ Die gibts auch ab und an mal auf eBay zu moderaten Preisen. Die waren auch sehr hochwertig verarbeitet und haben damals schon 30 DM gekostet...

    In diesem Sinne noch einen wunderschönen Feierabend!:)

    Carlito

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