TNG Nr. 35, erschienen bei Heyne
(393 S., Original: Dark Mirror)
Die TOS-Folge "Ein Parallel-Universum"/"Mirror, Mirror" zählt zweifellos zu den absoluten Höhepunkten der Serie. In dieser Folge wurde ein Außenteam um Captain Kirk zufälligerweise auf die Enterprise des Spiegeluniversums gebeamt, deren Besatzung unserer vertrauten Crew zwar auf den ersten Blick glich, aber von Machtgier, Misstrauen und Brutalität geprägt war. Am Ende gab der Spiegel-Spock Anlass zur Hoffnung, in Zukunft einen humaneren Weg einzuschlagen. Wie dieser Roman zeigt, ist der Vulkanier nach vielversprechendem Beginn grandios gescheitert. Das Imperium der Menschen baute seine Macht stetig aus, und so namhafte Völker wie die Romulaner, Klingonen oder Ferengi wurden unterworfen oder gar vernichtet...
Wie bitte, und was ist mit der klingonisch-cardassianischen Allianz, die irgendwann mal die Überhand über das Imperium bekam? Tja, das stellte sich ja erst in der DS9-Folge "Die andere Seite" heraus - ein Jahr, nachdem dieser Roman erschien. Wieder mal war Diane Duane schneller als der Kanon, genau wie in "Spocks Welt" und "Die Romulaner"!
Schieben wir das jetzt mal kurz zur Seite und gehen davon aus, dass das Menschen-Imperium nie besiegt wurde. Zu Beginn des Romans wird die "richtige" Enterprise in das Spiegeluniversum gezogen. Bald darauf wird ein Eindringling beim Ausspionieren der Waffensysteme geschnappt, der genauso aussieht wie ein Crewmitglied der Enterprise. Tatsächlich stammt der Spion vom Flaggschiff des Vereinigten Imperiums der Planeten - der I.S.S. Enterprise-D! Genau wie im uns vertrauten Universum wird jenes Schiff von Captain Jean-Luc Picard kommandiert, der hier freilich ein eiskalter Tyrann ist, umgeben von Offizieren, die jede Schwäche des Captains zu ihrem Vorteil ausnutzen würden. Während die Spiegelcrew die Besatzung der "richtigen" Enterprise durch sich selbst zu ersetzen versucht, beamen sich LaForge, Troi und später auch Picard heimlich auf das andere Schiff, um nach einer Möglichkeit zu suchen, wieder zurück in ihr Universum zu gelangen...
"Dunkler Spiegel" ist einer von diesen Star Trek-Romanen, die ich nur zu gern als Episode im TV gesehen hätte. Es wäre sicher ein Highlight von TNG gewesen und mindestens so gut wie die späteren DS9- und Enterprise-Ausflüge ins düstere Paralleluniversum. Nach einem verhaltenen Beginn, der durch das ausufernde wissenschaftliche Geschwätz recht anstrengend geriet (dazu später), entpuppte sich die Geschichte nach dem Aufeinandertreffen mit dem dunklen Pendant der Enterprise als nervenzerfetzender Thriller. Auch wenn sich zeigt, dass nicht alle Mitglieder der I.S.S. Enterprise abgrundtief böse sind - andere sind es dafür um so mehr. Am eindrucksvollsten erweist sich dabei überraschenderweise Counselor Trois Gegenstück. Selten zuvor gab es eine derart skrupellose, furchteinflößende Person wie die Spiegel-Troi, gegen die selbst die "Intendantin" Kira Nerys harmlos erscheint! Aber nicht nur die Spiegel-Crew ist toll geschildert, auch die vertrauten Charaktere sind bis aufs i-Tüpfelchen getroffen. Die Konfrontation mit ihren bösen Spiegelbildern ist für unsere Helden verständlicherweise extrem schockierend, und natürlich drängt sich ihnen die Frage auf, ob sie unter anderen Umständen nicht genauso wären. Ein besonderes Highlight sind dann noch die kurzen Ausschnitte aus Homers Ilias und Shakespeares Der Kaufmann von Venedig, die im Spiegeluniversum ein bisschen anders ausgehen - nur eines von vielen Details, die diesem Roman noch mal eine zusätzliche Klasse verleihen.
Ganz frei von Schwächen ist dieses Buch allerdings nicht. Zum Beispiel kommt am Anfang des Romans der delfinartige Wissenschaftler Hwiii an Bord, ein Experte für Hyperstrings. Fragt mich jetzt bloß nicht, was das sein soll, denn immer wenn Hwiii zu seinen seitenlangen Erklärungen ansetzte, klinkte sich mein Verstand aus. Und wer hätte das gedacht: Diese Hyperstrings werden später noch entscheidend zur Lösung des Problems beitragen. Hwiii, der Delfin, wäre ja ein interessanter Gastcharakter gewesen, aber durch sein unerträgliches wissenschaftliches Geschwafel verspielt er sich sämtliche Sympathiepunkte. Wenigstens gibt er ausgerechnet Will Riker einen unvergesslichen Rat mit auf den Weg: "Halten Sie den Schwanz steif."
Und dann muss man die Crew um ihre Kaltschnäuzigkeit bewundern. Kurz nachdem Picard und Co beschlossen haben, ihren höchst gefährlichen Plan in die Tat umzusetzen, geht Geordi erst mal mit einer hübschen Technikerin zum Picknick aufs Holodeck, und auch Riker und Worf gönnen sich einen Besuch in einer Holodeck-Oper. Was bitte sollte das?!?Wie bitte, und was ist mit der klingonisch-cardassianischen Allianz, die irgendwann mal die Überhand über das Imperium bekam? Tja, das stellte sich ja erst in der DS9-Folge "Die andere Seite" heraus - ein Jahr, nachdem dieser Roman erschien. Wieder mal war Diane Duane schneller als der Kanon, genau wie in "Spocks Welt" und "Die Romulaner"!
Schieben wir das jetzt mal kurz zur Seite und gehen davon aus, dass das Menschen-Imperium nie besiegt wurde. Zu Beginn des Romans wird die "richtige" Enterprise in das Spiegeluniversum gezogen. Bald darauf wird ein Eindringling beim Ausspionieren der Waffensysteme geschnappt, der genauso aussieht wie ein Crewmitglied der Enterprise. Tatsächlich stammt der Spion vom Flaggschiff des Vereinigten Imperiums der Planeten - der I.S.S. Enterprise-D! Genau wie im uns vertrauten Universum wird jenes Schiff von Captain Jean-Luc Picard kommandiert, der hier freilich ein eiskalter Tyrann ist, umgeben von Offizieren, die jede Schwäche des Captains zu ihrem Vorteil ausnutzen würden. Während die Spiegelcrew die Besatzung der "richtigen" Enterprise durch sich selbst zu ersetzen versucht, beamen sich LaForge, Troi und später auch Picard heimlich auf das andere Schiff, um nach einer Möglichkeit zu suchen, wieder zurück in ihr Universum zu gelangen...
"Dunkler Spiegel" ist einer von diesen Star Trek-Romanen, die ich nur zu gern als Episode im TV gesehen hätte. Es wäre sicher ein Highlight von TNG gewesen und mindestens so gut wie die späteren DS9- und Enterprise-Ausflüge ins düstere Paralleluniversum. Nach einem verhaltenen Beginn, der durch das ausufernde wissenschaftliche Geschwätz recht anstrengend geriet (dazu später), entpuppte sich die Geschichte nach dem Aufeinandertreffen mit dem dunklen Pendant der Enterprise als nervenzerfetzender Thriller. Auch wenn sich zeigt, dass nicht alle Mitglieder der I.S.S. Enterprise abgrundtief böse sind - andere sind es dafür um so mehr. Am eindrucksvollsten erweist sich dabei überraschenderweise Counselor Trois Gegenstück. Selten zuvor gab es eine derart skrupellose, furchteinflößende Person wie die Spiegel-Troi, gegen die selbst die "Intendantin" Kira Nerys harmlos erscheint! Aber nicht nur die Spiegel-Crew ist toll geschildert, auch die vertrauten Charaktere sind bis aufs i-Tüpfelchen getroffen. Die Konfrontation mit ihren bösen Spiegelbildern ist für unsere Helden verständlicherweise extrem schockierend, und natürlich drängt sich ihnen die Frage auf, ob sie unter anderen Umständen nicht genauso wären. Ein besonderes Highlight sind dann noch die kurzen Ausschnitte aus Homers Ilias und Shakespeares Der Kaufmann von Venedig, die im Spiegeluniversum ein bisschen anders ausgehen - nur eines von vielen Details, die diesem Roman noch mal eine zusätzliche Klasse verleihen.
Ganz frei von Schwächen ist dieses Buch allerdings nicht. Zum Beispiel kommt am Anfang des Romans der delfinartige Wissenschaftler Hwiii an Bord, ein Experte für Hyperstrings. Fragt mich jetzt bloß nicht, was das sein soll, denn immer wenn Hwiii zu seinen seitenlangen Erklärungen ansetzte, klinkte sich mein Verstand aus. Und wer hätte das gedacht: Diese Hyperstrings werden später noch entscheidend zur Lösung des Problems beitragen. Hwiii, der Delfin, wäre ja ein interessanter Gastcharakter gewesen, aber durch sein unerträgliches wissenschaftliches Geschwafel verspielt er sich sämtliche Sympathiepunkte. Wenigstens gibt er ausgerechnet Will Riker einen unvergesslichen Rat mit auf den Weg: "Halten Sie den Schwanz steif."
Trotz dieser kleinen Mängel ist "Dunkler Spiegel" für mich einer der besten TNG-Romane überhaupt und eine klare Leseempfehlung meinerseits. Diese spannende, anspruchsvolle und philosophische Story erreicht ein Niveau, wie es nur selten innerhalb dieser Reihe zu finden ist. Mich stört es auch nicht, dass sich die Geschichte des Spiegeluniversums offziell in eine andere Richtung entwickelt hat. Jedenfalls hätte sie sich von mir aus gerne genauso entwickeln können wie in diesem Buch!
Fazit: Wer sich die Perlen der TNG-Reihe herauspicken möchte, kommt um diesen Roman nicht herum!
4,5/5
Charaktere getroffen? *****
Spannung: *****
Humor: **
Action: ***
Gefühl: ***
originelle Handlung? ****
Anspruch: ****
Vorwissen nötig?
Sicher kommt auch jemand mit diesem Roman klar, der "Mirror, Mirror" nicht gesehen hat. Aber abgesehen davon, dass man sich diese geniale TOS-Episode ohnehin auf keinen Fall entgehen lassen sollte, ist es natürlich für das Lesen dieses Buches noch viel schöner, wenn man diese Folge kennt.
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