Diane Duane
TOS Nr. 18, erschienen bei Heyne
(351 S., Original: My Enemy, My Ally)
Habt ihr euch nicht auch schon immer gefragt, warum die Heimatwelten einer der faszinierendsten Star Trek-Spezies ausgerechnet Romulus und Remus heißen? Wieso sollten sie ausgerechnet nach einer alten irdischen Mythologie benannt worden sein? Die Autorin Diane Duane fand das wohl auch ein wenig seltsam, und so stattete sie die kriegerischen Verwandten der Vulkanier mit einem kulturellen Hintergrund aus, unter anderem mit einer Sprache. Also: Den Namen "Romulaner" erhielten sie natürlich von den Menschen, sie selbst nennen sich Rihannsu. "Der Feind - mein Verbündeter" ist der erste von fünf Romanen des Rihannsu-Zyklus, den Diane Duane über einen Zeitraum von 22 Jahren (!) geschrieben hat. Bisher sind nur die ersten beiden Teile auf deutsch erschienen.
Zum Inhalt: Die Enterprise-Crew langweilt sich gerade beim Auftrag, Ionenfluss-Messungen durchzuführen, als sie zusammen mit anderen Schiffen zur Neutralen Zone abkommandiert werden. Grund für den unerwarteten Einsatz: Die erhöhte romulanische Aktivität im Grenzbereich erscheint der Sternenflotte verdächtig. Ein plötzlich auftauchendes Rihannsu-Schiff versetzt alle in Alarmbereitschaft, als ein zweites romulanisches Kriegsschiff auf der Bildfläche erscheint und das erste zerstört. Es ist die legendäre "Blutschwinge", und deren Kommandantin Ael nimmt Kontakt zu Kirk auf. Sie eröffnet dem überraschten Captain, dass die Crew eines vulkanischen Schiffes von Romulanern gefangengenommen wurde und nun als Versuchskaninchen für grausame Experimente missbraucht werden, mit dem Ziel, sich die mentalen Fähigkeiten der Vulkanier zunutze zu machen. Für die stolze Kriegerin Ael stellt dies ein schändliches Vergehen dar, und so überredet sie Kirk zu einem riskanten Plan: Sie möchte die Enterprise zum Schein kapern und so in die Neutrale Zone bringen, damit die Leute der Enterprise und der Blutschwinge gemeinsam die Vulkanier aus ihrer Gefangenschaft befreien können. Kirk lässt sich nach einigem Hin und Her darauf ein, muss aber bald erkennen, dass sein Vertrauen missbraucht wurde...
Dieser Roman ist vor allem auf Grund der differenzierten Sichtweise auf die Romulaner interessant. Schon bei ihrem allerersten Auftritt in der Folge "Spock unter Verdacht"/"Balance of Terror" waren sie nicht nur die simplen Bösewichter vom Dienst, sondern agierten nach einem Ehrenkodex. Und lange, bevor man bei Star Trek einen weiblichen Sternenflottencaptain sah, war bereits in der TOS-Folge "Die unsichtbare Falle"/"The Enterprise Incident" eine romulanische Schiffskommandantin zu sehen. Etwas aufregend Neues war die Figur der Ael mit all ihren komplexen Vorstellungen über Ehre und Moral also nicht. Nichtsdestotrotz sind die Interaktionen zwischen ihr und Kirk eine der Stärken des Romans. Obwohl sie angeblich so verschieden sind, ist die Beziehung zwischen den beiden von Respekt und vorsichtigem Vertrauen geprägt. Die Figur der Ael ist Diane Duane sehr gut gelungen; sie ist eine vielschichte, faszinierende und geheimnisvolle Person, bei der man genau wie Kirk im Unklaren ist, ob man ihr vertrauen kann oder nicht. Weitere Sympathiepunkte kann Fähnrich Naraht sammeln, der erste Horta in der Sternenflotte.
Des Weiteren hat mir gefallen, dass jedes Mitglied der Enterprise-Crew sehr kompetent und professionell rüberkam, so dass es Spaß machte, die Besatzung des Flaggschiffes der Föderation bei der Arbeit zuzu"sehen". Und die Harmonie ist nicht nur zwischen den Enterprise-Mitgliedern, sondern auch in den Gesprächen mit den Sternenflottenoffizieren der anderen Schiffe über den ganzen Roman hinweg spürbar. Tatsächlich erinnert das Aufeinandertreffen der verschiedenen Captains und deren Besatzungen an ein herzliches Wiedersehen alter Freunde, die sich lange nicht mehr gesehen haben.
Leider werden die positiven Eindrücke durch deutliche Schwächen zunichte gemacht. Der Roman hat viele verheißungsvolle Ansätze, die man auch ein bisschen spannender hätte umsetzen können, aber das Ergebnis war für mich letztendlich enttäuschend. Der Roman fängt schon mal sehr langsam an, zum Beispiel können wir eine 4-D-Schachpartie miterleben, die sich über sage und schreibe 14 Seiten hinzieht. Später gibt es dann sogar noch eine weitere Passage über 4-D-Schach! Zugegeben, es trägt sogar zu Handlung bei, aber ich konnte mir des öfteren ein Gähnen nicht verkneifen. Aber man liest weiter, in der Erwartung, dass die Geschichte langsam aber sicher auf einen furiosen Höhepunkt hinausläuft. Nach 50 Seiten kommt noch nichts, nach 100 Seiten immer noch nicht, dann hat man schon die Hälfte des Romans gelesen, und immer noch scheint sich die Geschichte noch ganz am Anfang zu befinden... Und plötzlich, nach ca. 250 Seiten geht es doch noch los. Auf einmal hagelt es Action ohne Ende, sogar eine einschneidende Wendung kommt vor, aber auch die temporeicheren Szenen bleiben flach und farblos. Vieles wird ewig aufgebauscht, um dann wirkungslos zu verpuffen. Weil aber die Romulaner bzw. Rihannsu einen sehr interessanten Hintergrund erhalten (der im Roman "Die Romulaner" von derselben Autorin noch wesentlich stärker ausgebaut wurde), und die Charaktere gut getroffen wurden, reicht es in meiner Bewertung trotzdem noch für eine "Drei".
Fazit: "Der Feind, mein Verbündeter" ist ein anspruchsvoller Star Trek-Roman, der trotz seiner Längen teilweise recht reizvoll ist. Leider bleibt am Ende das Gefühl zurück, dass hier viel Potenzial verschenkt wurde.
3/5
Charaktere getroffen? ****
Spannung: **
Humor: **
Action: ***
Gefühl: **
originelle Handlung? ***
Anspruch: ****
Vorwissen nötig?
Sicher kann man sich die Handlung auch ohne großes Vorwissen zusammenreimen. Schön wäre es natürlich, zumindest ein paar TOS-Folgen gesehen zu haben, z.B. "Die unsichtbare Falle" oder "Horta rettet ihre Kinder".
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Hallo,
AntwortenLöschenich habe ein Frage total offtopic, leider fand ich weder in diesem Blog noch in deinem Amazon Profil eine Moeglichkeit dich zu kontakten.
Habe ich da was uebersehen?
Salve!
Hi,
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