Samstag, 12. Juni 2010
Widerstand
J.M. Dillard
TNG, erschienen bei Cross Cult
(310 S., Original: Resistance)
Captain Jean-Luc Picard wird wieder einmal von der Stimme des Borg-Kollektivs heimgesucht, zu dem er seit seiner Assimilierung immer noch eine Verbindung hat. Dadurch erfährt er, dass die Borg einen vernichtenden Gegenschlag gegen die Föderation planen. Dummerweise schenkt man Picards Warnungen bei der Sternenflotte keinen Glauben, da man ihn in Sachen Borg für traumatisiert hält und damit sein Urteilsvermögen in Frage stellt. Man ist der Ansicht, dass die Borg keine Gefahr mehr darstellen - ein fataler Irrtum, denn als die Enterprise bald darauf auf einen Borg-Kubus stößt, wird ein Einsatzteam im Handumdrehen von den Borg getötet bzw. assimiliert. Daraufhin beschließt Picard einen äußerst riskanten Plan: Dr. Crusher soll ihn wieder in einen Borg verwandeln, damit Picards Alter Ego Locutus von innen heraus das Borg-Kollektiv infiltrieren kann...
Die Borg waren eine der interessantesten Gegenspieler der Föderation, bis sie meiner Meinung nach in den späteren Staffeln von "Voyager" überstrapaziert wurden. Erstaunlicherweise gibt es aber nur wenige Star Trek-Romane, die sich mit den seelenlosen Maschinenwesen beschäftigen. Deshalb stellt "Widerstand" bei den Romanen eine willkommene Abwechslung dar. Der ruhige Anfang gibt dem Leser die Gelegenheit, sich erstmal mit der neuen Situation an Bord der Enterprise zurechtzufinden. Es gibt einige Neuzugänge an Bord, die sich mehr oder weniger gut in die Crew einfügen. Die Autorin hatte bei der Charakterisierung der Figuren größtenteils ein gutes Händchen. Die einzige Ausnahme stellt die Vulkanierin T'Lana dar, die neue Schiffscouncelor. Dieses "engelsgleiche" Wesen scheint nur positive Eigenschaften zu besitzen und war mir deshalb sofort unsympathisch. Mal ehrlich, wer interessiert sich schon für perfekte Charaktere? Da ist mir doch die alles andere als perfekte Vulkanierin T'Prynn aus den "Vanguard"-Romanen tausendmal lieber! Aber die nervige T'Lana ist nicht die einzige Schwäche des Roman, auch die Story hinkt teilweise gewaltig. Es wird zu wenig Neues geboten, man hat alles irgendwie schon einmal so ähnlich gesehen. Ärgerlich fand ich auch, dass das erste Außenteam der Enterprise in bester Redshirt-Manier ihr Leben lassen musste (Falls jemand mit dem Begriff nichts anfangen kann: In der Classic-Serie waren es bei Außenmissionen meistens die armen Kerle mit den roten Uniformen, die die Episode nicht überlebten.)
Nachdem ich mich nach ca. zwei Dritteln des Romans schon damit abfand, dass dieses Buch nicht gerade einer meiner Favoriten wird, wird es auf einmal so unglaublich spannend, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Die Szenen auf dem Borgschiff sind mit das Spannendste, was ich jemals bei Star Trek-Romanen gelesen habe. Deshalb reicht es bei meiner Bewertung am Ende doch noch für 3,5 Sterne, vor allem wenn man den Roman mit dem lahmen Vorgänger "Tod im Winter" vergleicht.
Fazit: Durch das furiose Finale ist "Widerstand" doch noch ein gelungenes Buch, wenn auch ein Neuaufguss alter Star Trek-Geschichten.
3,5/5
Charaktere getroffen? ***
Spannung: *****
Humor: **
Action: ****
Gefühl: ***
originelle Handlung? *
Anspruch: **
Vorwissen nötig?
Sofern man eine Ahnung hat, wer die Borg sind, kann man "Widerstand" auch so lesen. Vielleicht ist es sogar besser, wenn man TNG nicht rauf- und runtergesehen hat, das erspart einem beim Lesen so manches Déja-vu-Gefühl. Man muss auch nicht unbedingt den Vorgänger "Tod im Winter" kennen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen