Sonni Cooper
TOS Nr. 7, erschienen bei Heyne
(283 S., Original: Black Fire)
(Update am 28.02.11)
"Schwarzes Feuer" ist ein packender Star Trek-Roman der Classic-Serie, bei dem Spock im Vordergrund steht. Ich habe das Buch zweimal gelesen und wage zu behaupten, dass dieser olle Schinken, der im Original bereits 1982 erschien, in Sachen Erzähltempo bisher unerreicht ist.
Das Buch beginnt mit einer Katastrophe: Auf der Brücke der Enterprise explodiert ein Sprengsatz, mehrere Besatzungsmitglieder kommen ums Leben, Kirk und Spock werden schwer verletzt, die Brücke ist völlig zerstört. Spock, der durch einen Splitter im Rücken immer noch schwer angeschlagen ist, verfolgt zusammen mit Scotty in einem gekaperten Raumschiff eine Spur, die beide zum Planeten Tomarii führt. Allerdings entpuppt sich diese Spur als Falle, in die auch einige Romulaner und Klingonen tappen. Für Spock beginnt eine Odyssee, die ihn an die Grenze seiner Belastbarkeit bringt: Nach der Gefangenschaft durch die Tomariianer, die er mehr tot als lebendig übersteht, wird er vor einem Sternenflotten-Kriegsgericht wegen Verrats verurteilt und landet in einem Föderationsgefängnis. Er kann zusammen mit einem Romulaner fliehen, beginnt ein Piratenleben und tritt dem romulanischen Imperium bei, um schließlich seinem ehemaligen Captain gegenüberzustehen...
Wow! Dieser Roman legt ein unglaubliches Tempo vor und zerrt gewaltig an den Nerven! Ohne jegliche Einleitung wird man sofort in die Handlung hineingeworfen und durch eine wendungsreiche und extrem fesselnde Geschichte förmlich hindurchgejagt. Die Autorin Sonni Cooper gönnt weder dem Leser noch dem Hauptprotagonisten Spock die geringste Verschnaufpause. Vielleicht hätte sie sich ein bisschen mehr Zeit nehmen sollen, denn die Vielzahl der Ereignisse könnte locker noch mindestens 100 weitere Seiten füllen. Trotzdem kommen auch die Charakterbeschreibungen nicht zu kurz, wobei besonders Spocks innere Zerissenheit und Kirks zwiespältige Gefühle seinem ehemaligem Ersten Offizier gegenüber gut zum Ausdruck kommen. Auch die neuen Figuren sind anschaulich charakterisiert.
Die Geschichte dreht sich alles in allem um Freundschaft und Loyalität und ist damit so richtig schön Star Trek, wie ich es liebe. Allerdings ist er nicht frei von Schwächen. Man sollte bedenken, dass die Heyne-Übersetzungen sowieso nie das Gelbe vom Ei waren, und dies trifft in besonderem Maße auf die ältesten Star Trek-Romane zu, wie eben auch "Schwarzes Feuer". Das Wort "Starship" klingt in einem deutschsprachigen Roman einfach total daneben, und ich bezweifle sehr, dass der Begriff "Ordonnanz" im Original enthalten war (korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber ich denke, dass dort von "Yeoman" die Rede war). Und "massierter Angriff" klingt unfreiwillig komisch und hätte besser "massiver Angriff" lauten sollen.
Manche Logikfehler sind dramaturgisch notwendig, andere schlicht überflüssig. Zur ersten Kategorie gehört die Tatsache, dass man den Metallsplitter in Spocks Rücken angeblich nicht sofort entfernen kann. Wenn dem nämlich so wäre, wäre ein tragendes Element der Handlung schlicht unter den Tisch gefallen. Allerdings stellt sich die Frage, wieso Spock, der starke Schmerzen im Rücken hat, alle Nase lang auf dem Rücken liegt.
Ich war auch recht erstaunt, dass Spock die Vermutung, dass die Tomariianerin Ilsa in ihn verliebt sein könnte, sofort von sich weist:
"Seien Sie nicht absurd, Julina. Sie ist von einer völlig anderen Spezies. Es wäre unmöglich...es ist nicht logisch."
Ähm - hat Superhirn Spock etwa vergessen, dass seine eigenen Eltern unterschiedlichen Spezies angehören?
Auch Kirk hat in diesem Roman einiges auszuhalten, und damit meine ich nicht nur die Tatsache, dass er anfangs schwer verwundet wird. Während seiner Genesungszeit von mehreren Monaten wird die arg mitgenommene Enterprise komplett umgebaut (eine von mehreren Erklärungen in Romanen, warum dieser Umbau stattfand...), und anschließend setzt man ihn wieder auf den Captainsessel, als wäre nichts geschehen. ERST JETZT erfährt Kirk, dass seine beiden Offiziere Spock und Scott schon längst nicht mehr an Bord weilen und ihre Posten durch neue Leute besetzt wurden! Kirk fällt aus allen Wolken und ist verständlicherweise sauer, aber kam ihm das nicht selbst ein bisschen komisch vor, dass sich sein Erster Offizier und bester Freund nicht ein einziges Mal seit dem Unglück blicken ließ?
Das größte Manko stellt das Ende dar. Nachdem man als Leser die ganze Zeit mit Spock mitgelitten hat und man sich fragt, wie um alles in der Welt alles wieder ins Lot gebracht werden soll, kommt auf einmal ein SEHR ernüchterndes Ende daher. Zugegeben, eigentlich hätte das Buch auch kaum anders enden können, aber es hinterlässt trotzdem einen faden Beigeschmack.
Warum also trotzdem die gute Bewertung? Zum einen, weil mich das Buch beim ersten Mal nachhaltig beeindruckt hat, so dass ich trotz eines Riesenstapels ungelesener Star Trek-Romane Lust verspürte, es nochmal zu lesen. Dem oben erwähnten atemberaubenden Tempo, der dichten Handlung und den rasanten Wendungen kann man sich nur schwer entziehen und machen diesen Uralt-Roman so unterhaltsam wie kaum ein anderes Star Trek-Buch. Ja, vieles ist an den Haaren herbeigezogen, und so manches riecht nach Fan Fiction, aber zumindest ist der Roman an keiner Stelle langweilig und liegt weit über dem Durchschnitt, deshalb ist er in meinen Augen sehr empfehlenswert! Besonders die Anhänger der neuen Romane, die meinen, alte ST-Romane wären langweilig, sollten "Schwarzes Feuer" ruhig mal eine Chance geben.
4/5
Charaktere getroffen? ***
Spannung: *****
Humor: *
Action: ****
Gefühl: ***
originelle Handlung? ****
Anspruch: ***
Vorwissen nötig?
An diesem ungemein spannenden Roman dürften auch Nicht-Trekkies ihre helle Freude haben.
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