Howard Weinstein
TOS Nr. 83, erschienen bei Heyne
(304 S., Original: The Better Man)
Wer hofft, in diesem Roman endlich einmal mehr von McCoys Tochter Joanna zu erfahren, die bloß einmal kurz in einer Zeichentrickepisode und ansonsten noch in einigen Romanen erwähnt wurde (v.a. "Krise auf Centaurus"), den muss ich leider enttäuschen. Aber der Reihe nach: Die Enterprise befindet sich im Orbit des Planeten Empyrea, auf dem eine gentechnisch aufgewertete menschliche Kolonie lebt. Diese "Übermenschen" sind extrem xenophobisch und versuchen daher, jeglichen Kontakt zu anderen, genetisch "minderbemittelten" Lebensformen zu vermeiden. Föderationsbotschafter Mark Rosseau versucht das empyreanische Parlament zur Zusammenarbeit mit der Föderation zu bewegen. Fast 20 Jahre zuvor, als Empyreas Regierung noch etwas liberaler war, war Rosseau schon mal als Captain der U.S.S. Feynman auf diesem Planeten, zusammen mit seinem Bordarzt und besten Freund McCoy. Nun kommen die beiden also wieder dorthin und werden von Präsidentin Elizabeth March begrüßt. Auf McCoy wartet eine besondere Überraschung: Elizabeth teilt ihm mit, dass er der Vater ihrer fast erwachsenen Tochter Anna ist! Und Anna ist in großer Gefahr: Bei der genetischen Routineuntersuchung, der sich alle volljährigen Empyreaner unterziehen müssen, kämen automatisch ihre "minderwertigen" Gene zum Vorschein. Für die radikale Regierung auf diesem Planeten stellt das ein abscheuliches Verbrechen dar, das bestenfalls mit Sterilisation, im schlimmsten Fall sogar mit Exekution bestraft wird...
Das ist ein toller Roman, den man in Nullkommanix durchlesen kann (ich habe für die 299 Seiten einen Tag gebraucht) und der trotz aller Dramatik eine wunderbare Leichtigkeit hat. Und auch noch jede Menge Tiefgang: Das Dilemma mit den genetischen "Übermenschen" und deren Haltung gegenüber "normalen" Lebensformen ist äußerst interessant und tiefgründig. Man fragt sich unweigerlich, ob die Produzenten des Films "Gattaca" vorher dieses Buch gelesen haben... Schön ist auch, dass die eugenisch aufgewerteten Menschen nicht klischeehaft unsympathisch rüberkommen, sondern dass man als Leser vieles auch aus ihrer Perspektive miterlebt und ihre Ansichten daher gut nachvollziehen kann. Der Roman punktet außerdem mit wunderbaren Charakterbeschreibungen. Neben dem arg gebeutelten Pille ist besonders Scott sehr gut getroffen, der hier McCoy als Knurrhahn vom Dienst sogar noch überbietet. Leider flaut die Geschichte im letzten Drittel etwas ab, deshalb verpasst der Roman ganz knapp die Höchstbewertung. Trotzdem kann ich dieses Buch jedem Star Trek-Fan wärmstens ans Herz legen - und McCoy-Fans sowieso!
P.S.: Und wieder mal stimmt das Cover nicht mit der zeitlichen Einordnung überein. Auf dem Bild tragen Kirk und McCoy die Uniformen aus der Zeit der 1. Fünfjahresmission, obwohl der Roman zwei Jahre nach "Star Trek - Der Film" spielt.
4,5/5
Charaktere getroffen? *****
Spannung: **
Humor: ***
Action: **
Gefühl: ****
originelle Handlung? ***
Anspruch: ***
Vorwissen nötig?
Nicht unbedingt. Andererseits wäre es schade, dass Nicht-Trekkies die außergewöhnlich guten Charakterisierungen kaum auffallen dürften.
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