Freitag, 11. Juni 2010
Der Entropie-Effekt
Vonda McIntyre
TOS Nr. 2, erschienen bei Heyne
(269 S., Original: The Entropy Effect)
"Der Entropie-Effekt" war der 2. Star Trek-Roman, der bei Heyne erschien (der erste war der Roman zum Film "Star Trek 2: Der Zorn des Khan" - ebenfalls von Vonda McIntyre).
Dieser Roman braucht eine ganze Weile, um in die Gänge zu kommen. Im ersten Drittel des Buches plätschert die Story gemächlich vor sich hin: Kirk trifft mal wieder eine Verflossene wieder, und Sulu darf sich zur Abwechlung auch mal verlieben und liebäugelt mit einer Versetzung. Die Enterprise wird gerufen, um einen psychopathischen Mörder zu eskortieren: Spocks ehemaligem Physikprofessor Mordreaux. Besonders aufregend ist das alles nicht, aber plötzlich kommt der Paukenschlag: Der verwirrte Mordreaux erscheint urplötzlich auf der Brücke und erschießt Kirk und die Sicherheitschefin (Sulus Flamme)! Spock beschäftigt sich intensiv mit den Arbeiten seines ehemaligen Professors und findet heraus, dass der geniale Wissenschaftler ein Gerät entwickelte, mit dem man durch die Zeit reisen kann. Allerdings haben die Zeitsprünge des Professors das Raum-Zeit-Kontinuum durcheinandergebracht. Spock beschließt, die Ordnung wiederherzustellen und bei der Gelegenheit seinen Captain zu retten...
Nach dem schleppenden Beginn, der eine belanglose Lovestory befürchten ließ, entpuppt sich "Der Entropie-Effekt" als waschechter Science Fiction-Roman mit Spock als Hauptfigur. Zeitreise ist ja immer ein interessantes Thema, und dieses Buch überrascht mit einer sehr ausgefeilten und raffinierten Story. Es gibt ja eine Menge Spock-Romane, die sich fast alle mehr oder weniger auf seine vulkanisch-menschliche Herkunft beziehen. Hier darf Spock endlich mal seiner wahren Aufgabe an Bord der Enterprise nachgehen und voll und ganz Wissenschaftsoffizier sein. Und wie er seine Mission angeht, mit Logik, einem fundierten Wissen in Astrophysik und natürlich auch mit Heldenmut - das entspricht genau seinem Charakter und ist der Autorin wirklich gut gelungen. Auch die Reaktionen der Crew auf Kirks Tod sind einfühlsam dargestellt, ohne dass es zu gefühlsduselig wird. Die Charaktere sind größtenteils gut getroffen, außer Scotty, der in diesem Roman fast schon unsympathisch rüberkommt.
Negativ sind mir die vielen Druckfehler aufgefallen (obwohl: "Ornanismus" hat schon was). Und die Übersetzung ist wirklich lausig! Ich möchte betonen, dass ich nicht zu den ewigen Nörglern gehöre, die sich generell über die deutsche Übersetzung aufregen, vielmehr ist es das allererste Mal. Aber bei "Malfunktion" oder "eintasten" kann auch ich nur den Kopf schütteln. Und wieso es ständig "Good bye" statt "Auf Wiedersehen" heißt, wird wohl für immer ein Geheimnis des Übersetzers bleiben. Dafür kann die Autorin aber nichts, deshalb ziehe ich nur für den lahmen Einstieg einen Punkt ab. Das ist definitiv ein Roman, der zum Ende hin immer besser wird - ist doch besser als umgekehrt, oder?
P.S. Ich habe mich immer gefragt, wieso eigentlich Ilia aus Star Trek 1 auf dem Cover zu sehen ist...
4/5
Charaktere getroffen? ***
Spannung: ***
Humor: *
Action: ****
Gefühl: ****
originelle Handlung? ****
Anspruch: ****
Vorwissen nötig?
Funktioniert auch als reiner Science-Fiction-Roman. Trotzdem wäre es nicht schlecht, die Charaktere ein wenig zu kennen.
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An Turon, falls du das liest: Mit den "ewigen Nörglern, die sich generell über die deutsche Übersetzung aufregen" bist du ausdrücklich NICHT gemeint! Als ich diese Rezension schrieb, kannte ich dein Blog noch gar nicht.
AntwortenLöschenJa, ja, das kann ja jeder behaupten ;)
AntwortenLöschenErschreckend, wie wir zwei beiden da übereinstimmen - Spockroman, doofe Übersetzung, kaum getroffener Scotty. Selbst das Cover kommt bei uns beiden nicht gut weg.
Uneinigkeit herscht bei und eigentlich nur darüber, dass ich immer dachte, dass Gene Roddenberrys "Star Trek: Der Film"-Roman das erste Buch war.
Doch dunkle Schatten herannahender Unwetter trüben bereits den Horizont: ich hab nämlich bemerkt, dass diesem guten Gefühl gemeinsamer Ansicht schon mit meiner nächsten Rezension ein Ende gesetzt wird - "Spock" kommt bei mir und meinem Kollegen Hans Ötzthaler nicht halb so gut weg wie bei Dir.
Doch uns bleibt immer noch Vanguard...
Also, wir lesen uns;
Der ewige Nörgler Turon47 ;)
So so, der kurze Moment der Eintracht ist bald wieder vorbei? Naja, das rückt doch mein Weltbild wieder zurecht, wenn Du die von mir bejubelten Romane bzw. Comics in Grund und Boden stampfst ;-)
AntwortenLöschenObwohl - es gibt tatsächlich (selten) auch mal Romane, die bei mir schlechter wegkamen als bei Dir (z.B. "Die Station der Cardassianer" oder "Der rote König".) Wer weiß, vielleicht gefällt Dir "Corona" sogar?
Die rosabebrillte Ameise ;)
P.S.
Soviel ich weiß, erschien die deutsche Ausgabe von "Star Trek - Der Film" zuerst in der Reihe "Playboy Film" im Moewig-Verlag und erst später bei Heyne (Band 41). Die erste Übersetzung lieferte Jesco von Puttkamer und wurde von Heynes Stammübersetzer Andreas Brandhorst neu bearbeitet. Da ich die Heyne-Ausgabe besitze, kam ich auch nicht in den Genuss solcher Begriffe wie "Kapitänsleutnant" und "Korvettenkapitän", die Du in Deiner Rezension beschrieben hast. Schade eigentlich...