Willkommen auf meinem Star Trek-Blog! Seit ungefähr Anfang der 90er bin ich ein großer Star Trek-Fan, und irgendwann fing ich auch mal an, die Romane zu lesen. Dies soll ein Versuch sein, alle von mir geschriebenen Star Trek-Roman-Rezensionen einigermaßen kompakt zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn sich der eine oder andere bei meinen Bewertungen einen Tipp abholen kann. Wie man sehen kann, habe ich unter jede Rezension auch einzelne Aspekte wie Humor oder Spannung extra bewertet. Auch fehlte mir bei anderen Rezensionen immer der Hinweis, ob ein Star Trek-Roman auch für Nicht-Trekkies oder Neulinge geeignet ist oder nicht, deshalb gehe ich auch auf diesen Punkt ein.

Ich habe versucht, nicht allzuviel zu spoilern, aber absolute Spoiler-Allergiker möchte ich gleich darauf hinweisen, dass ich in fast jeder Rezi auch ein wenig auf den Inhalt des Buches eingehe. Ich finde es immer witzlos, wenn man rein gar nichts über das Thema eines Buches erfährt.

Ein Wort noch zu den verwendeten Fotos: Ich hätte die Cover auch einscannen können, fand aber die Idee mit den Fotos irgendwie schöner, gerade weil sie so dilettantisch aussehen ;-)
Kommentare, Tipps oder auch Rezensionswünsche sind jederzeit willkommen!

Und nun viel Spaß beim Stöbern!

Dienstag, 22. März 2011

Aufbruch ins Unbekannte

Diane Carey

Enterprise Nr. 1, erschienen bei Heyne

(234 S., Original: Broken Bow)

Vorab erst mal ein Geständnis: Von "Enterprise" habe ich nicht allzuviel Ahnung. Ich habe bisher höchstens die Hälfte der Episoden gesehen, und diese oft nicht mit voller Aufmerksamkeit. Bei meinem Versuch, endlich mit der Serie warm zu werden, fange ich daher am besten ganz von vorn an, nämlich dem Roman zum Pilotfilm.

Worum geht es im der Startfolge zur fünften (oder sechsten) Star Trek-Serie? Seit die Vulkanier erstmals auf der Erde landeten, sind knapp 90 Jahre vergangen. Währenddessen haben die Menschen den Warpantrieb weiterentwickelt und bereiten sich darauf vor, erstmals mit einem eigenen Raumschiff den Weltraum zu erforschen. Dass ihnen die ganze Zeit über die Vulkanier über die Schulter schauten, war dabei eher hinderlich denn fördernd. Ein seltsamer Vorfall, bei dem in einem Maisfeld in Oklahoma ein bisher unbekanntes Alien von einem Bauern niedergeschossen wird, führt zu einem überhasteten Startschuss in ein neues Kapitel der Menschheit: Die Enterprise NX-01 bricht unter dem Kommando von Captain Jonathan Archer zu ihrer ersten Weltraummission auf. Ziel ist es, den Außerirdischen - einen Klingonen - zu seinem Heimatplaneten zu bringen, sehr zum Unmut der Vulkanier...

Eigentlich müsste es für Romane zu TV-Folgen zwei unterschiedliche Bewertungen geben, abhängig davon, ob man die entsprechende Episode schon kennt oder eben nicht. Bei "Aufbruch ins Unbekannte" befinde ich mich in der seltenen Lage, das Buch aus beiden Perspektiven betrachten zu können. Ich habe nämlich viermal angefangen, den Pilotfilm zu sehen, es aber bisher nie fertiggebracht, ihn bis zum Ende durchzuhalten. Spätestens bei der peinlichen Nabelschau-Szene ("für eine perfekte Dekontaminierung ist es superwichtig, dass T'Pol und Trip sich gegenseitig die knackigen Körper einschmieren, aber natürlich die Unterwäsche anbehalten können...") war dann Schluss. Den gesamten extrem actionhaltigen Schlussteil kenne ich also nur in gedruckter Form, und wie es scheint, habe ich tatsächlich etwas verpasst.

Was den mir bekannten Teil angeht, so muss ich sagen, dass ich durch diesen Roman nichts Neues erfahren konnte. Es ist wirklich nur eine reine Nacherzählung dessen, was man schon auf dem Bildschirm sehen konnte. Von Diane Carey habe ich mittlerweile mehrere Romane zu TV-Folgen gelesen, und grundsätzlich kleben ihre Nacherzählungen immer sehr eng am Drehbuch, so auch hier. Genau wie im Pilotfilm kann man über die neue Crew noch nicht viel sagen, da eigentlich nur Captain Archer im Vordergrund steht. Der Roman ist die meiste Zeit über aus seiner Sicht geschrieben, was für den Leser durchaus interessant ist, kann man doch im Gegensatz zum Enterprise-Captain über den Tellerand hinausblicken. Aus Sicht der Menschen aus Archers Zeit scheinen die Vulkanier den Fortschritt auf der Erde zu behindern, aber als Kenner der anderen Star Trek-Serien wissen wir ja, dass das Prinzip der Nichteinmischung in andere Kulturen durchaus seine Daseinsberechtigung hat. Die im Roman praktizierte einseitige Sichtweise führt allerdings auch dazu, dass die Vulkanier hier extrem unsympathisch erscheinen - etwas, das von Anfang an auch typisch für die Serie war. Für mich als Vulkanierfan war dies einer der Gründe, warum ich "Enterprise" nie so viel abgewinnen konnte wie den anderen Star Trek-Serien.

Beim Bemühen, die begeisterte Aufbruchstimmung der Menschen beim Start der Enterprise einzufangen, schießt Diane Carey für meinen Geschmach ein wenig über das Ziel hinaus. Noch stärker als die TV-Folge verbreitet das Buch nämlich diese typisch US-amerikanische "Yes we can!"-Mentalität, die mir immer ein wenig suspekt ist. Verstärkt wird dieser Eindruck des Hurra-Patriotismus noch dadurch, dass Archer laut diesem Roman Fremdsprachen für unnötig hält, denn "viele Völker, denen die Menschen im All begegneten, lernten schnell Englisch." Tja, warum sollte man denn seine kostbare Zeit mit Fremdsprachen vergeuden, wenn sowieso alle Englisch lernen?
Überhaupt wirken die Menschen hier auf mich so, wie die Vulkanier sie einschätzen: unreif und beschränkt. Besonders Archer und Trip scheinen sich permanent ungerecht behandelt und gegängelt zu fühlen und sich immer noch mitten in der Trotzphase zu befinden. T'Pol kann einem hier fast schon leid tun, so wie sie stellvertretend für ihre Rasse den Anfeindungen der Crew ausgesetzt ist. Was ich damit sagen will, ist folgendes: Ein Pilotfilm sollte die Aufgabe haben, dem Zuschauer die neue Crew sympathisch zu machen und das Interesse zu wecken. Dies gelingt weder dem TV-Zweiteiler noch dem Roman, jedenfalls nicht bei mir. Die Figuren sind entweder flach oder nervtötend. Fairerweise muss ich allerdings einräumen, dass Pilotfilme selten tiefschürfende Charakterstudien sind, sondern erstmal das Grundgerüst der neuen Serie aufbauen müssen.

Der große Showdown in der Helix (den ich nicht im TV gesehen habe) ist sehr actionreich und unterhaltsam und weckte bei mir sogar die Lust, mir die Folge irgendwann doch mal bis zum Ende anzusehen. Ich schlussfolgere jetzt einfach mal daraus, dass der Roman für diejenigen ganz interessant sein mag, die den Pilotfilm noch nicht kennen, was zugegebenermaßen auch keine große Überraschung ist. Kenner der Folge erfahren zwar in der Geschichte selbst nichts neues, aber vielleicht hält der knapp 30seitige Anhang "Hinter den Kulissen von Enterprise" doch noch ein paar neue Informationen bereit. Was mich betrifft, fand ich ihn interessanter als den kompletten Roman.

Fazit: Soooo übel ist die Geschichte gar nicht, aber die wenig schmeichelhaft beschriebenen Charaktere, teilweise seltsame Formulierungen (mein "Favorit": Er streckte die Hand aus und kratzte Porthos am Kopf, an der kleinen Beule, die das Gehirn enthielt) und die stumpfe Widergabe der TV-Handlung ohne eigene Ideen sorgen dafür, dass der "Aufbruch ins Unbekannte" eher einen lahmen Start in die neue (Roman-)Serie darstellt.

2,5/5

Charaktere getroffen? **
Spannung: ***
Humor: **
Action: ****
Gefühl: **
originelle Handlung? ***
Anspruch: ***

Vorwissen nötig?
Der "Enterprise"-Serienstart stellt für Neulinge eine gute Gelegenheit dar, ins Star Trek-Universum einzusteigen.

2 Kommentare:

  1. Das erste Buch von "Enterprise" war ziemlich langweilig. Dafür sind die anderen dann besser.

    AntwortenLöschen
  2. Naja, die ganz große Steigerung kam mit dem zweiten Band "Das Rätsel der Fazi" noch nicht. Ich hoffe mal auf Band drei...

    AntwortenLöschen