Samstag, 12. Juni 2010
Zigeunerwelt
Ted Pedersen
Starfleet Kadetten Nr. 17, erschienen bei Heyne
(121 S., Original: Gipsy World)
Die Raumstation Deep Space Nine erhält Besuch von ein paar Weltraumnomaden, den Fjori, die den Zigeunern auf der Erde ähnlich sind (ja, ich weiß, dass man eigentlich nicht "Zigeuner" sagen soll, aber im Buch werden sie auch so genannt...) Jake und Nog finden heraus, dass die Fjori trotzdem einen Heimatplaneten haben, den sie alle fünf Jahre aufsuchen. Kein Außenstehender weiß, wo sich dieser Planet befindet, und so beschließen die beiden Jungen kurzerhand, die Sternenkarte der Fjori zu stehlen. Dieses Unterfangen geht natürlich gründlich daneben, und sie werden geschnappt. Aus Rache werden die beiden Übeltäter auf das Schiff der Fjori entführt, und welch ein Zufall: Die fünf Jahre sind anscheinend gerade vorbei, denn das Raumschiff fliegt geradewegs zu dem streng geheimen Planeten. Dort sollen Jake und Nog für ihre Tat zur Rechenschaft gezogen werden...
"Zigeunerwelt" war der erste Kadettenroman, den ich gelesen habe. Diese unterscheiden sich von den üblichen Star Trek-Romanen dadurch, dass sie für jugendliche Leser geschrieben sind. Sie sind wesentlich dünner, der Schreibstil ist eher einfach gehalten und es gibt ein paar Illustrationen. Der Oberbegriff "Starfleet Kadetten" ist hier eigentlich nicht zutreffend, da in diesem Roman weder Kadetten noch die Sternenflottenakademie vorkommen, sondern halt nur Jake und Nog auf Deep Space Nine. Ich hoffe sehr, dass "Zigeunerwelt" einer der schwächeren Romane der Kadetten-Reihe ist, denn er macht nicht gerade Lust auf die restlichen Bücher der Serie.
Die Geschichte ist unoriginell und vorhersehbar, und die Charaktere sind überhaupt nicht gut getroffen. In der Serie war Jake Sisko zwar ein netter Kerl, aber zum Helden taugte er nicht, und sportlich und diszipliniert war er auch nicht gerade. Ganz im Gegensatz übrigens zu Nog. Hier im Roman erkenne ich Jake gar nicht wieder, wie er sich im Zweikampf behauptet und körperlich und seelisch anscheinend in Topform ist. Und wenn ich lese, dass Nogs Vater Rom dumm ist und sich nicht viel aus seinem Sohn macht, ärgert mich das schon ziemlich. Rom ist ein technisches Genie und platzt bald vor Stolz, wenn es um Nog geht! Ich weiß, dass der Autor zu diesem Zeitpunkt all dies nicht wissen konnte, aber es stört mich eben, zumal auch die neuen Charaktere eindimensional und langweilig sind. Wenn man von Star Trek schon eine so große Vielfalt faszinierender Aliens gewohnt ist, können einen ein paar Weltraumzigeuner nicht gerade hinterm Ofen hervorlocken, schon gar nicht, wenn sie so klischeehaft beschrieben werden wie hier. In diesem Zusammenhang kann ich auch nicht nachvollziehen, wieso Jake, der weiß Gott schon jede Menge exotische Spezies gesehen hat, ausgerechnet die Fjori so bestaunt. Auf den Bildern sehen die einfach wie Menschen in bunten Klamotten aus. Und dann muss der Bösewicht des Romans natürlich stilecht eine Narbe im Gesicht tragen - einfach grässlich! Glücklicherweise gibt es inzwischen auch Bücher, in denen dieses Merkmal nicht zwangsläufig auf einen Schurken hinweisen muss (Harry Potter!)
Ehe ich den Roman jetzt völlig schlechtmache, möchte mich lieber auf das Positive konzentrieren. Wenn man seine Ansprüche gewaltig herunterschraubt und nicht vergisst, dass man eigentlich einen Jugendroman vor sich hat, taugt der Roman durchaus als kurzweilige Lektüre für zwischendurch. Das Buch lässt sich angenehm und schnell lesen, und man kann es locker in ein paar Stunden schaffen. Ein Ersatz für die "richtigen" Star Trek-Romane ist "Zigeunerwelt" allerdings nicht.
2/5
Charaktere getroffen? *
Spannung: *
Humor: **
Action: ***
Gefühl: *
originelle Handlung? *
Anspruch: *
Vorwissen nötig?
Kann eigentlich jeder lesen.
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