Freitag, 11. Juni 2010
Träumen Kometen?
S.P. Somtow
TNG Nr. 79, erschienen bei Heyne
(234 S., Original: Do Comets Dream?)
Von diesem Roman habe ich eigentlich nicht viel erwartet angesichts größtenteils negativer Kundenrezensionen auf amazon.de. (Grundaussage: "Das ist kein Star Trek!") Nun habe ich ihn gelesen und war angenehm überrascht. Dieses Buch ist tatsächlich ein wenig seltsam, aber ich persönlich fand sowohl die Story als auch den besonderen Schreibstil sehr reizvoll.
Schauplatz der Geschichte ist der Planet Thanet, auf dem alle 5000 Jahre alles Leben durch einen Kometen ausgelöscht wird. Nun steht wieder das Ende des fünftausendjährigen Zyklus bevor. Die technisch fortgeschrittene, aber in einem starren Kastensystem lebende und streng religiöse Bevölkerung von Thanet bereitet sich auf den Untergang ihrer Welt vor. Dies erfährt Captain Picard durch einen geheimen Bericht des auf Thanet lebenden menschlichen Xenologen Dr. Halliday. Der Komet, der sich dem Planeten nähert, könnte ganz einfach zerstört werden, dies würde aber gegen die oberste Direktive verstoßen und das religiöse Weltbild der Thaneter durcheinanderbringen. Trotz aller Bedenken möchte Picard den Kometen zerstören lassen, als Deanna auf einmal eine erschreckende Entdeckung macht: Der bedrohliche Himmelskörper wird von einem Kind gelenkt, dessen Nervensystem untrennbar mit dem steuerbaren Kometen verbunden ist...
Dieser Roman ist wirklich ungewöhnlich, da es hier nicht primär um die Enterprise-Crew geht, auch die Lösung des Problems ist nicht die Hauptsache und wird ziemlich verkürzt dargestellt. Der Autor befasst sich vielmehr mit der Kultur von Thanet und dessen Zwillingsplaneten Thanit und dem Kreislauf der immer wiederkehrenden Zerstörung. Durch die mittelalterlich-dogmatische Religion, die Sitten und Mythen und solcher Elemente wie kybernetische Drachenwesen erhält dieser Roman einen starken Fantasy-Touch, der in Hinsicht auf Star Trek ungewohnt, aber dennoch sehr reizvoll ist. Durch die knapp gehaltenen Beschreibung der Handlung und die teilweise äußerst kurzen Kapitel hat man man manchmal das Gefühl, ein Protokoll zu lesen, besonders wenn das Geschehen an Bord der Enterprise stattfindet (das wird wohl es wohl sein, das so manchem Leser missfallen hat). Immer möchte ich so etwas sicher nicht lesen, als kleine Abwechslung ist der mythische Trip in die Kultur der Thaneter und Thaniter jedoch sehr erfrischend und originell.
4/5
Charaktere getroffen? **
Spannung: ***
Humor: **
Action: *
Gefühl: **
originelle Handlung? ****
Anspruch: ****
Vorwissen nötig?
Nein, eigentlich nicht. In diesem Roman steht die Enterprise-Crew so wenig im Vordergrund, dass auch normale SF- oder auch Fantasy-Fans diesen Roman ohne Probleme lesen können. Zwar ist hier Simon Tarses eine der Hauptfiguren, den man nur in einer einzigen TNG-Folge ("Das Standgericht") zu Gesicht bekam, allerdings muss man die Folge nicht unbedingt kennen.
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