Samstag, 12. Juni 2010
Die Asche von Eden
William Shatner, Judith u. Garfield Reeves-Stevens
TOS Nr. 88, erschienen bei Heyne
(392 S., Original: The Ashes of Eden)
Lange hat's gedauert, bis ich mich mal an den ersten der mittlerweile neun Romane von William Shatner herantraute, die sich alle fast ausschließlich um James T. Kirk drehen. Weil Shatners Egozentrik kein großes Geheimnis und Captain Kirk nicht unbedingt meine Lieblingsfigur der Originalserie ist, war ich ein wenig skeptisch. Jetzt habe ich es also endlich gelesen, und für mich ist es ein Roman mit Licht und Schatten.
Die Handlung spielt nach dem Film "Star Trek VI". Nachdem die Enterprise-Crew abgedankt hat und dann auch noch Kirks alter Feind Androvar Drake die Nachfolge von Admiral Cartwright angetreten ist, zieht sich James Kirk aus der Sternenflotte zurück. Er verknallt sich Hals über Kopf in eine geheimnisvolle junge Frau namens Teilani, die ihn bittet, ihren Heimatplaneten Chal vor Terroristen zu retten. Kirk verkracht sich mit fast all seinen alten Freunden und macht sich mit Teilani und Scott auf dem Weg nach Chal. Dieser paradiesische Planet wird von den Nachfahren von Klingonen und Romulanern bewohnt und birgt ein wunderbares Geheimnis. Unterdessen begibt sich Kirks alte Crew mit der Excelsior auf die Suche nach ihrem ehemaligen Captain, den man in der Sternenflotte für den Drahtzieher einer großen Verschwörung hält...
Das Positive erstmal vorweg: Der Roman ist originell, unterhaltsam und lässt sich trotz der seltsam kurzen, abgehackten Sätze angenehm lesen. Die Handlung ist actiongeladen, temporeich und voller überraschender Wendungen, so dass keine Langeweile aufkommt. Der von mir befürchtete Alleingang Captain Kirks hält sich zumindest im ersten Roman des "Shatnerversums" noch in Grenzen, immerhin haben auch die restlichen Mitglieder der ehemaligen Enterprise-Crew ausführliche Szenen. Was meiner Meinung nach ebenfalls im Rahmen bleibt, ist die oft kritisierte "Kirk-Superstar"-Nummer. Klar, Kirk ist eindeutig die Hauptfigur, aber Shatner billigt seinem Helden durchaus auch ein paar Schwächen zu, die den wackeren Captain ganz sympathisch erscheinen lassen.
Meine Sorge, dass Kirk zu sehr als Überfigur dargestellt wird, traf also nicht zu. Es haperte vielmehr daran, dass der Funke beim Lesen einfach nicht so recht überspringen wollte. Die wilde Mischung aus Abenteuertrip, Verschwörunggeschichte, Agentenstory und Romanze hat durchaus ihre Momente, war mir aber insgesamt zu verworren und an den Haaren herbeigezogen, um mich richtig fesseln zu können. Schlimmer finde ich, dass die Charaktere (außer Kirk natürlich) nicht besonders gut getroffen sind - hier hätte ich wirklich mehr erwartet. Von den übrigen Figuren haben nur noch Scott und McCoy einen gewissen Wiedererkennungswert. Die neuen Charakteren können überhaupt nicht überzeugen - weder Teilani, die einen absolut dümmlichen Eindruck macht, und schon gar nicht Drake, bei dem man sich fragen muss, wie ein derart fanatischer Kerl überhaupt in eine so hohe Position gelangen konnte. Die Geschichte um den Planeten Chal fand ich leider nicht besonders spannend, dafür ist das Ende packend und bombastisch geraten.
Insgesamt hätte ich mir die Handlung durchaus für einen Kinofilm vorstellen können, der wohl auch besser als "Generations" geworden wäre. Mit ein paar gelungenen Charakterbeschreibungen hätte mich das Buch sogar begeistern können. So aber bleibt es hinter seinem Potenzial zurück. "Die Asche von Eden" ist wirklich kein schlechter Star Trek-Roman, aber ich habe schon eine Menge bessere gelesen.
3/5
Charaktere getroffen? **
Spannung: ***
Humor: ****
Action: *****
Gefühl: **
originelle Handlung? ****
Anspruch: **
Vorwissen nötig?
Wäre schon besser, da sich sehr oft auf die Serien und Filme bezogen wird.
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